In Fällen, in denen mehrere oder alle funktionellen Parameter außerhalb des Normbereichs liegen (Overjet, Overbite, vertikale Dimension der Okklusion, Inklination der Okklusionsebene, nicht senkrecht zur Unterkiefermitte ausgerichtete Okklusionsebene [RapheMedian-Ebene] etc.), kann eine kurze Interimsphase vor dem schablonengeführten implantatchirurgischen Verfahren hilfreich sein, um das Prothesendesign mithilfe von herausnehmbaren provisorischen Versorgungen zu testen und bei Bedarf in der postoperativen Phase zu korrigieren. Daher empfiehlt sich eine orthognatische Analyse zur Beurteilung der sagittalen Kieferskelettstruktur, um sicherzustellen, dass ideale funktionelle und ästhetische Ergebnisse erreicht werden.3 Mit Blick auf eine eventuelle funktionelle Sofortbelastung ist es darüber hinaus wichtig, eine DVT-Untersuchung zur Beurteilung der Knochendichte durchzuführen und ein Implantat zu wählen, dessen Morphologie geeignet ist, um ein für Sofortbelastungsprotokolle ausreichendes Insertionsdrehmoment zu erreichen.
Schablonengeführte chirurgische Verfahren können die Operationszeit verkürzen und mögliche Fehler beim Setzen der Implantate minimieren.4
Patienten-Anamnese
Ein 72-jähriger Patient, Nichtraucher, guter allgemeiner Gesundheitszustand, stellte sich in unserer Klinik vor. Er klagte über Schwierigkeiten beim Kauen, da seine festsitzende Oberkieferprothese beweglich war und wackelte (Abb. 1). Die Röntgenaufnahmen zeigten, dass die vier Schneidezähne im Oberkiefer noch vorhanden waren, der Oberkieferbogen parodontal und strukturell aber stark kompromittiert war (Abb. 2). Im Unterkiefer war lediglich der linke UK-Eckzahn vorhanden – an diesem war eine herausnehmbare Teilprothese befestigt.