Straumann® BLT – Straumann® Bone Level Tapered Implantat Ø 2,9 mm

Verwendung des Straumann® Bone Level Tapered Implantats Ø 2,9 mm in der ästhetischen Zone

Ein klinischer Fallbericht von Stefan Paul Hicklin, Schweiz

Autor: Stefan Paul Hicklin

Dr. med. dent. Stefan Paul Hicklin

Studium an der Universität Zürich, Schweiz, und Abschluss im Jahr 2002. Von 2005 bis 2008 Doktorand an der Klinik für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik und Zahnärztliche Materialkunde (Universität Zürich, Direktor: Prof. C.H.F. Hämmerle). Von 2009 bis 2014 Dozent an der Universität Bern in der Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin (Direktor: Prof. U. Brägger). Seit Ende 2014 Dozent an der Klinik für Festsitzende Prothetik und Biomaterialien, Zahnmedizinische Klinik, Universität Genf (Direktorin: Prof. I. Sailer). Spezialist für Rekonstruktive Zahnmedizin (SSRD).

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Ausgangslage

Eine 51 Jahre alte Patientin stellte sich im April 2016 in der Zahnmedizinischen Klinik der Universität Genf (Klinik für Festsitzende Prothetik und Biomaterialien) vor und beklagte sich über gelegentliche leichte Schmerzen im Bereich von Zahn 12. Die Patientin war gesund, Nichtraucherin und nahm keine Medikamente ein. Während der klinischen Untersuchung beklagte sie sich über einen leichten Klopfschmerz bei Zahn 12. Der Zahn war endodontisch behandelt und mit einem Kompositaufbau versorgt worden (Abb. 1–3). Des Weiteren zeigte der Zahn eine erhöhte Beweglichkeit (Grad 2), und die parodontale Sondierung (PPD) betrug nicht mehr als 4 mm. Die periapikale Röntgenaufnahme zeigte eine Radioluzenz um die Spitze von Zahn 12 (Abb. 4).

Behandlungsplanung

Nach Absprache mit einem Endodontologen wurde beschlossen, Zahn 12 zu extrahieren und zur Aufrechterhaltung des Volumens eine Ridge Preservation durchzuführen. Nach einer Einheilzeit von 8 Wochen wurde eine frühe Implantatinsertion geplant. Als alternative Behandlungsoption wurde auch eine zementierte festsitzende Zahnprothese diskutiert. Da der Abstand zwischen den Zähnen 11 und 13 klein war (ungefähr 6 mm) sah der Behandlungsplan vor, ein Straumann® BLT Implantat mit einem Durchmesser von 2,9 mm (Small CrossFit® Verbindung) zu inserieren und bei Bedarf eine gesteuerte Knochenregeneration (GBR) durchzuführen. Nach der erfolgreichen Osseointegration und der Phase der provisorischen Versorgung sollte das Implantat mit einer transluzenten Zirkondioxid-Krone (Katana Zirconia, STML A2 T18) auf einer Klebebasis aus Titan (Straumann® Variobase®) versorgt werden. Es wurde geplant, eine analoge Abformung durchzuführen und dann im Labor nach einem digitalen Workflow mit CADCAM-Technologie zu arbeiten.

Chirurgisches Verfahren

Der Zahn wurde extrahiert und mit einem xenogenen Knochenersatzmaterial in Verbindung mit einem freien Schleimhauttransplantat (Punch-Graft) aus dem Gaumen eine Ridge Preservation durchgeführt (Abb. 5, 6). Eine provisorische herausnehmbare Prothese wurde angepasst und eingegliedert, um den fehlenden Zahn zu ersetzen.

Sechs Wochen später konnte klinisch ein gut erhaltener Alveolarkamm mit vollständig verheiltem Weichgewebe beobachtet werden (Abb. 7, 8). Es wurden Alginat-Abformungen der Mundsituation durchgeführt und ein Wax-up von Zahn 12 auf dem Gipsmodell angefertigt. Auf der Basis des Wax-ups stellte der Zahntechniker eine herkömmliche Bohrschablone her (Abb. 9, 10).

Am Tag der Implantatinsertion (sieben Wochen nach der Extraktion) erhielt die Patientin 1500 mg Amoxillin und 600 mg Ibuprofen. Unter Lokalanästhesie wurden ein Kieferkammschnitt vom palatinalen Linienwinkel von Zahn 11 bis zum palatinalen Linienwinkel von Zahn 13 und eine vertikale Entlastungsinzision distal von Zahn 13 vorgenommen. Ein Vollschichtlappen (Mukoperiostlappen) wurde abgehoben (Abb. 11, 12). Die klassische OP-Schablone wurde aufgesetzt, und das Implantatbett wurde gemäss Herstelleranweisungen wie folgt präpariert: Zunächst wurde die Implantatposition mit einem 1,4-mm-Rosenbohrer markiert. Die erste Osteotomie wurde mit dem Nadelbohrer des Durchmessers 1,6 mm durchgeführt (Abb. 13, 14). Als Nächstes wurde das Implantatbett mit dem 2,2-mm-Pilotbohrer präpariert. Die korrekte Achse und die vertikale Position wurden mithilfe spezifischer Indikatoren und der OP-Schablone überprüft (Abb. 15, 16). Da der Knochen sehr weich war, mussten weder Profilbohrer und noch Gewindeschneider verwendet werden. Ein Straumann® BLT Small CrossFit® (SC) Implantat (Roxolid®, SLActive®) mit einem Durchmesser von 2,9 mm und einer Länge von 12 mm wurde mit guter Primärstabilität und einer korrekten prothetischen Position / Achse inseriert (Abb. 17, 18). Zur Abdeckung des Implantats wurde eine kleine Verschlussschraube eingesetzt. Zur Augmentation des bukkalen Fenestrationsdefekts und zur Verbesserung der vestibulären Kammkontur wurden Knochenspäne, ein Xenograft und eine Kollagenmembran verwendet, um der endgültigen Krone ein natürlicheres Aussehen zu verleihen. Das Periost wurde inzidiert und der Lappen reponiert, um mit nicht resorbierbarem monofilem ePTFE-Nahtmaterial der Stärke 5.0 einen primären Wundverschluss zu erreichen (Abb. 19, 20). Es wurden Antibiotika (Amoxillin 3 x 750 mg für 5 Tage), Schmerzmittel (600 mg Ibuprofen nach Bedarf) und Chlorhexidin-Mundspüllösung (0,2 %) verschrieben. Die Nähte wurden 10 Tage nach der Implantatinsertion entfernt.

Die Einheilzeit verlief komplikationsfrei, und 3 Monate nach dem Eingriff zeigte sich bei der klinischen Untersuchung, dass das Gewebe gesund war (Abb. 21). Zu diesem Zeitpunkt wurde das Sekundärteil unter Lokalanästhesie mit einem nach bukkal gedrehten, U-förmigen Mini-Rolllappen eingesetzt. Das das Implantat abdeckende Weichgewebe wurde mit einem runden Diamantbohrer deepithelisiert. Es wurde eine U-förmige Inzision vorgenommen und der Lappen über dem Implantat abgehoben. Auf der bukkalen Seite des Implantats wurde eine kleine Gewebetasche präpariert, in die der Lappen gedreht wurde. Nach Entfernung der Verschlussschraube wurde ein Gingivaformer mit 3,5 mm Höhe eingesetzt (Abb. 22).

Prothetisches Verfahren

Zwei Wochen nach dem Einsetzen des Sekundärteils wurde eine analoge Abformung durchgeführt. Im Labor stellte der Zahntechniker mit dem aus einer Titanlegierung (TAN) und Komposit bestehenden provisorischen Sekundärteil die provisorische Krone her (Abb. 23). Die provisorische Krone hatte eine Art kammüberlappendes Design („Ridge-Lap-Design“), um während der Eingliederung übermässigen Druck auf das Weichgewebe zu vermeiden. Nach Entfernung des Gingivaformers wurde festgestellt, dass die periimplantäre Mukosa gesund war (Abb. 24). Die provisorische Krone wurde eingesetzt und mit 15 Ncm angezogen (Abb. 25). In den folgenden Wochen wurde die provisorische Krone zweimal mit Komposit modifiziert, um das Emergenzprofil zu optimieren. Damit wurde auch Druck auf Zahn 11 ausgeübt, da die Patientin einen Diastemaschluss wünschte.

Nach der dreimonatigen Phase der provisorischen Versorgung wurde eine zweite Abformung mit einem individualisierten Abformpfosten durchgeführt. Das Meistermodell wurde hergestellt und das Variobase® Sekundärteil (Gingivahöhe 1 mm) auf das Manipulierimplantat geschraubt. Die Klebebasis aus Titan wurde mit dem 7Series-Scanner von Dental Wings gescannt. Die Implantatkrone mit einer Reduzierung im bukkalen Bereich wurde mit der Dental Wings Open Software (DWOS) gestaltet und mit der Wieland Zenotec Select Fräsmaschine gefräst (Abb. 26). Als Rekonstruktionsmaterial wurde hochtransluzentes Zirkondioxid (Katana STML A2 T18) gewählt. Nach dem Sintern wurde die Krone gefärbt und auf der bukkalen Seite mit handgeschichteter Keramik verblendet (Abb. 27). Nach der Einprobe nach dem ersten Biskuitbrand wurde die Krone fertiggestellt, auf das Titansekundärteil zementiert und poliert (Abb. 28).

Endergebnis

Die endgültige Krone wurde ohne Probleme eingegliedert, und die klinische Passgenauigkeit wurde mit einer periapikalen Röntgenaufnahme überprüft (Abb. 29). Die Versorgung fügte sich gut in die bestehende Zahnreihe ein, und die Patientin war mit dem Ergebnis sehr zufrieden (Abb. 30). Die Krone auf dem Implantat in Regio 12 schien jetzt etwas breiter als der natürliche Zahn 22 zu sein, doch die Patientin hielt den Diastemaschluss für wichtiger (Abb. 31). Es wurde auch beschlossen, die Krone etwas mehr nach bukkal als zu Zahn 22 hin zu platzieren. Selbst direkt nach der Eingliederung der endgültigen Versorgung war die Mukosasituation mehr als akzeptabel. Dennoch kann in den nächsten Wochen oder Monaten eine weitere Verbesserung erwartet werden. Das bukkale Volumen blieb im Laufe der Zeit gut erhalten und ist mit der Situation für Zahn 22 vergleichbar (Abb. 32).

Der endgültige Verschluss des Schraubenzugangskanals wird drei bis vier Wochen nach der Eingliederung mit PTFE-Band und Komposit erfolgen. Das Recall-Intervall wird auf 6 Monate festgelegt.