Straumann® Pro Arch/Straumann® BLT

Sofortversorgung des kompletten Oberkiefers mit dem Straumann® Pro Arch Konzept

Ein klinischer Fallbericht von Massimo Frosecchi, Eugenio Longo und Alessandro Certini, Italien

Author: Massimo Frosecchi

Massimo Frosecchi

1992: Abschluss in Zahnheilkunde an der Universität Florenz. 1994: Spezialisierung auf Implantatchirurgie und zahnärztliche Prothetik an der Universität Florenz. 1995: Spezialisierung auf Implantologie und die Entnahme von Knochentransplantaten an der New York State University at Buffalo. 2008-2009: Referent des Kurses „Master of Implantology“ an der Universität Pisa. 2008: Fellow der italienischen Sektion der internationalen wissenschaftlichen Organisation ITI. 2008: Gastprofessor an der Universidade Nove de Julho, São Paulo. 2011: ITI Study Club Koordinator für die Toskana. 2011-2012: Direktor des Implantologie-Kurses an der Klinik IPENO, Florianopolis. 2011: Referent des Kurses „Master of Implantology“ an der Universität Rom Tor Vergata, in Rom und Tirana (Albanien). 2013: Professor für Implantologie und wissenschaftliche Evidenz an der Universität Genua.

Ausgangslage

Der 53-jährige Patient war zum Zeitpunkt der Behandlung Nichtraucher, obwohl er vor der Behandlung viele Jahre lang stark geraucht hatte (Abb. 1-3). Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten war gut, er litt jedoch an einer schweren chronischen Parodontitis, die wahrscheinlich im Jugendalter begann (Abb. 4-6). Zur Beurteilung des Schweregrades der Parodontitis und der therapeutischen Prognose wurden der Parodontal- und der Röntgenstatus überprüft (Abb. 7). Nach vorangegangenen Extraktionen waren nur noch neun Zähne im Oberkiefer vorhanden. Es wurden Zahnbeweglichkeit, Zahnwanderung und eine mangelnde vertikale Dimension der Okklusion beobachtet. Zur Verbesserung der Funktion waren die meisten Oberkieferzähne miteinander verblockt (Abb. 8). Der Unterkiefer war in einem besseren Zustand: Alle natürlichen Zähnen waren erhalten, es gab keine prothetischen Versorgungen und es lag nur geringfügige Zahnbeweglichkeit und Zahnwanderung vor (Abb. 9). Bevor eine implantatgetragene Rekonstruktion in Betracht gezogen wurde, wurde eine Parodontalbehandlung durchgeführt, um den für ein langfristiges  Implantatüberleben notwendigen biologischen Zustand und die Patientencompliance zu erreichen. Die Behandlung wurde im Jahr 2016 abgeschlossen (Abb. 10,11).

Abb. 1-3: Ausgangslage

Abb. 4-6: Schwere, chronische Paradontitis

Abb. 7a-n: Röntgenstatus vor PA-Behandlung

Abb. 8: Funktionsverbesserung durch Verblockung der OK-Zähne

Abb. 8: Funktionsverbesserung durch Verblockung der OK-Zähne

Abb. 9: Ausgangslage UK

Abb. 9: Ausgangslage UK

Abb. 10a-c: Zustand nach Paradontalbehandlung

Abb. 11a-o: Röntgenstatus nach PA-Behandlung

Behandlungsplanung

Der Behandlungsplan beinhaltete die Platzierung von sechs Implantaten im Oberkiefer (Straumann® BLT, 4,1mm Durchmesser, 12mm Länge, Roxolid® SLActive®), auf die eine vollständige Rekonstruktion des gesamten Kiefers folgte (Abb. 12-15). Die Modalität der geplanten Implantatinsertion war Typ 1 (sofort, nach der Extraktion) und die geplante Belastungsmodalität war Sofortbelastung. Das Laborpersonal erhielt die Behandlungsplanung zur Vorbereitung des Eingriffs.

Abb. 12: Vollständige Rekonstruktion...

Abb. 12: Vollständige Rekonstruktion...

Abb. 13: ...des gesamten Kiefers...

Abb. 13: ...des gesamten Kiefers...

Abb. 14: ...mit Straumann® BLT, 4,1 mm Durchmesser, 12 mm Länge, Roxolid® SLActive® Implantaten...

Abb. 14: ...mit Straumann® BLT, 4,1 mm Durchmesser, 12 mm Länge, Roxolid® SLActive® Implantaten...

Abb. 15a-f: ...für ein optimales Behandlungsergebnis

Chirurgisches Verfahren

Vor dem Eingriff wurde der Patient in die professionelle Mundhygiene und in ein Mundspülprotokoll eingewiesen. Eine Antibiotika-Prophylaxe (Amoxicillin 800 mg und Clavulansäure 200 mg) wurde ebenfalls verschrieben. Als Nächstes wurden alle verbleibenden Zähne im Oberkiefer extrahiert (Abb. 16) und mit einer Prothetikschablone wurden die Stabilität, die korrekte Ausrichtung und die Kongruenz mit dem Unterkiefer überprüft (Abb. 17,18). Zur Freilegung aller Defektstellen wurde ein Vollschichtlappen (Mukoperiostlappen) abgehoben. Eine Knochenremodellierung wurde durchgeführt, um dünne Teile des Alveolarknochens aus den Extraktionsalveolen zu entfernen. Mit Hilfe der Prothetikschablone wurden die Implantatbetten entsprechend der präoperativen Planung vorbereitet (Abb. 19,20). Danach wurden sechs Straumann® BLT Implantate (Roxolid® SLActive®) gesetzt (Abb. 21,22). Die zwei Implantate im Seitenzahnbereich des Oberkiefers wurden gezielt anguliert gesetzt, um einen Sinuslift zu vermeiden und eine sehr hohe Primärstabilität zu erreichen. Es mussten keine Biomaterialien oder augmentative Maßnahmen verwendet werden. Nach der Implantatinsertion wurden Titanbrücken und ein Provisoriumssekundärteil eingesetzt und der Primärverschluss der Lappen mit einer einzigen Naht erreicht (Abb. 23). 

Abb. 16a: Extraktion der Zähne im OK

Abb. 16a: Extraktion der Zähne im OK

Abb. 18: ...Ausrichtung von Kongruenz

Abb. 18: ...Ausrichtung von Kongruenz

Abb. 21: Die Implantate werden gesetzt

Abb. 21: Die Implantate werden gesetzt

Abb. 16b: Extraktion der Zähne im OK

Abb. 16b: Extraktion der Zähne im OK


Abb. 19: Vorbereitung des Implantatbetts

Abb. 19: Vorbereitung des Implantatbetts


Abb. 22: Die Implantate wurden gesetzt

Abb. 22: Die Implantate wurden gesetzt

Abb. 17: Prothetikschablone zur Prüfung von Stabilität...

Abb. 17: Prothetikschablone zur Prüfung von Stabilität...

Abb. 20: Vorbereitung des Implantatbetts

Abb. 20: Vorbereitung des Implantatbetts

Abb. 23: Primärverschluß der Lappen mit einer Naht

Abb. 23: Primärverschluß der Lappen mit einer Naht

Abb. 24a-c: Eins selbsthärtendes Harz wird injiziert...

Abb. 25a-b: ...um die Sekundärteile an der Schablone zu blockieren

Prothetisches Verfahren

Gemäss unserem Sofortbelastungsprotokoll wurde eine prothetische Bohrschablone als Abformlöffel verwendet. Diese atypische Abformung wurde direkt mit einem Provisoriumssekundärteil aus Titan als Transferteil durchgeführt. Ein selbsthärtendes Harz wurde injiziert, um die Sekundärteile an der Schablone zu blockieren (Abb. 22,23). Anschliessend wurde eine provisorische Vollbrücke eingesetzt und im Mund des Patienten stabilisiert (Abb. 26). Der Patient wurde nach drei Tagen, einer Woche und einem Monat zur Nahtentfernung, Anpassung der Okklusionskontakte und einer allgemeinen Untersuchung wieder einbestellt. 

Abb. 26: Provisorische Vollbrücke

Abb. 26: Provisorische Vollbrücke

Abb. 27: Kontrollaufnahme

Abb. 27: Kontrollaufnahme

Abb. 28a-c: Modelliertes Weichgewebe

Abb. 29: Ansicht von palatinal

Abb. 29: Ansicht von palatinal

Abb. 30: Herstellung der endgültigen Versorgung...

Abb. 30: Herstellung der endgültigen Versorgung...

Abb. 31a-c: ...auf Basis der für die Präparation der provisorischen Brücke gewonnenen Daten

Abb. 32a-c: Die entgültige Versorgung

Endergebnis

Nach der Osseointegration (ca. sechs Wochen) sowie vollständigem Weichgeweberemodelling und Stabilisierung (Abb. 27,28) wurde die provisorische Versorgung entfernt und durch die endgültige ersetzt. Die endgültige Versorgung wurde auf Basis der für die Präparation der provisorischen Brücke gewonnenen Daten hergestellt (Abb. 29-32). Okklusion, Ästhetik, Phonetik und Pflegemöglichkeiten wurden zum Zeitpunkt der endgültigen Versorgung untersucht und als angemessen bestätigt. Ein abschliessendes Panoramaröntgenbild mit einer endgültigen prothetischen Suprastruktur wurde ebenfalls als Basis für die Nachkontrollen aufgenommen (Abb. 33). Beim Kontrolltermin nach 12 Monaten wurde der Patient hinsichtlich der allgemeinen Pflege der Prothese, der Knochenresorption, der Phonetik, der Funktion und der Ästhetik untersucht. Zur Untersuchung der parodontalen und periimplantären Situation wurde auch ein neues periapikales Röntgenbild angefertigt. 

Abb. 33: Abschließendes Panoramaröntgenbild

Abb. 33: Abschließendes Panoramaröntgenbild

Abb. 34a-d: der Patient ist zufrieden

Zusammenfassung:

Zu keinem Zeitpunkt der Behandlung (von der Planung bis zur endgültigen prothetischen Versorgung) wurden Komplikationen oder Nebenwirkungen beobachtet. Der Patient war mit seiner neuen Prothese äußerst zufrieden (Abb. 34). Insgesamt erforderte die Behandlung eine relativ geringe Anzahl von Terminen mit nur einem einzigen chirurgischen Eingriff. Ein sofortiger Ersatz der natürlichen Zähne im Oberkiefer durch eine implantatgetragene Vollbrücke wurde kontrolliert und geplant erreicht, wodurch die Risiken und möglichen Beschwerden des Patienten auf ein Minimum reduziert wurden. Der Patient schätzte den Sofortbelastungsansatz, da er dadurch „feste Zähne“ beibehalten und eine herausnehmbare Prothese während der Osseointegrationsphase vermeiden konnte.