„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“ (Zitat Robert Bosch). Getreu diesem Motto wurde in den vergangenen zwanzig Jahren die Zahnarztpraxis des Autors aufgebaut und stetig weiterentwickelt. Dazu gehört, über den eigenen fachlichen Tellerrand zu blicken, offen für die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten zu sein, ihnen zuzuhören und regelmäßig Praxisabläufe und Behandlungsverfahren auf den Prüfstand zu stellen. Nicht nur das Interesse von Patienten an der Möglichkeit ästhetischer Zahnfehlstellungen mit Hilfe von diskreten transparenten Alignern in der Zahnarztpraxis korrigieren zu lassen, steigt immer mehr an. Auch die Aufmerksamkeit hinsichtlich möglichst perfekter Ästhetik bei prothetischen Restaurationen hat zugenommen. Die Erfahrung in der eigenen Praxis hat gezeigt, dass es heute eher unerwünscht ist, zum Beispiel altersentsprechende, natürliche Verschachtelungen innerhalb einer prothetischen Rehabilitation bewusst einzuarbeiten. Der Zeitgeist zielt in eine andere Richtung.
Aligner als Teil der multidisziplinären Behandlung
Vor diesem Hintergrund und der langjährigen digitalisierten Praxisabläufe wurde das Behandlungsangebot um die präprothetische Therapie mit dem ClearCorrect®-Alignersystem erweitert. Es hat überzeugt, dass die Therapieabläufe innerhalb des Systems sehr strukturiert und unkompliziert aufgebaut sind und die Integration in den Praxisalltag nicht schwerfiel. Grundsätzlich kann das System sowohl mit dem konventionellen Weg über Oberkiefer- und Unterkieferabformungen genutzt werden als auch mit Intraoralscannern. Nach Ansicht des Autors empfiehlt es sich klar, wenn die Praxis digital aufgestellt ist und das Team mit Introralscans arbeiten kann, da der gesamte Workflow digital abläuft. Es hat sich gezeigt, dass die Alignertherapie als Teil der Gesamtbehandlung es nicht nur erleichtert, die Ausgangssituation im Vorfeld einer Implantation zu optimieren, zum Beispiel durch Auflösen von Engstellungen und Ausformung der Zahnbögen oder durch Aufrichtung gekippter Zähne zur Optimierung einer Lückensituation. Das Zusatzangebot der Alignertherapie schafft zudem ein hohes Maß an Patientenzufriedenheit, da Patienten im Rahmen von prothetischen Versorgungen weiterhin im vertrauten Umfeld der Praxis behandelt werden können und das Gesamtergebnis im Sinne der Patienten ästhetischer ist. Die daraus resultierende begeisterte Resonanz und hohe Zufriedenheit stärken auch die weitere Beziehung zwischen Behandler und Patient.
Wie jedes neue Verfahren gehört eine gewisse Lernkurve dazu. In der praktischen Umsetzung erhalten Behandler ein breites Unterstützungsangebot durch praxisnahe Einführungs- und Anwenderkurse im Online- oder Präsenzformat. Hilfestellung bei konkreten Fallplanungen zum Beispiel in der Anfangsphase oder bei komplizierteren Fällen erhalten Behandler durch Experten vom Treatment Planning Service, die eine exakte 3D-Behandlungsplanung erstellen. Außerdem kann ein Clinical Advisor der Straumann Group zur Besprechung von Behandlungsplänen zu Rate gezogen werden. Mit einigen gezielten Fortbildungen lassen sich Möglichkeiten und Grenzen der Alignertherapie erkennen und entsprechend realistisch beurteilen. Es gibt Fälle, die gehen leichter und andere, bei denen Revisionen nötig sind.
Die Unlimited-Option von ClearCorrect deckt sowohl die Aligner- als auch die Retainer-Pauschale über den Zeitraum von fünf Jahren ab, so dass für Patienten innerhalb dieser Garantie keine zusätzlichen Kosten entstehen, wenn Nachbehandlung nötig werden. Sowohl die Falldiagnose als auch die Behandlungsentscheidungen unterliegen während der gesamten Therapie allein dem Behandler und die beauftragten Techniker richten sich nach diesen Vorgaben. Die Planungssoftware ClearPilot® ermöglicht es, den Vorschlag zu prüfen und zu genehmigen.
KFO, Implantologie, Prothetik in Kombination: Ein Fallbeispiel
Eine 37-jährige Patientin mit allgemeinmedizinisch unauffälliger Anamnese kam zunächst akut mit einer apikalen Parodontitis an Zahn 37 in die Praxis. Bereits mehr als zehn Jahre haben ihr die Zähne 15, 25, 35 und 45 gefehlt (Abb. 1). Im Zuge der Akutbehandlung an Zahn 37 hat die Patientin von sich aus den Wunsch nach einer Gesamtsanierung geäußert. Die Zahnlücken waren beim Sprechen deutlich zu sehen und sie wünschte sich ein harmonisches Erscheinungsbild, um wieder befreit zu lachen.