Als ich mich vor etwa zwei Jahren mit der Frage auseinandergesetzt habe, welches Implantatsystem ich meinen Patienten in der Praxis anbieten werde, fiel die Wahl nach sorgfältiger Prüfung verschiedener Systeme eindeutig auf das Microcone-Implantat, das ich auch schon während meines Curriculums Implantologie der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) 2018 kennen gelernt habe.
Alleinstellungsmerkmale
Das ausgesprochen anwenderfreundliche Implantatsystem lässt dem Behandler ein hohes Maß an Flexibilität und Entscheidungsfreiheit bei gleichzeitiger Reduzierung der Komponenten. Außerdem ist es durch die hohe Primärstabilität sowohl für Sofortversorgungskonzepte als auch für ein konventionelles Vorgehen geeignet. Das vermeidet einen System-Mix und erleichtert die Organisation in der Praxis.
Einen markanten Vorteil sehe ich darin, dass die Konusverbindung mit Innenvierkant bei allen Implantatgrößen gleich ausfällt („One-fits-all-Prinzip“). So passen die jeweiligen Gingivaformer auf jede Implantatgröße, unabhängig davon, welches Durchtrittsprofil erreicht werden soll. Beispielsweise funktionieren auf einem 4,0-Implantat sowohl ein 4,5- als auch ein 6,5-Gingivaformer. Je nach Lückensituation kann das für die Ausformung eines ästhetischen Emergenzprofils den entscheidenden Unterschied ausmachen. Die Form (Emergenzprofil) der Gingivaformer orientiert sich exakt an der Form der prothetischen Abutments bzw. der Titan-Klebebasen.
Der eingebaute Platformswitch und die konische Innenverbindung unterstützen eine bakterien- und flüssigkeitsdichte Verbindung, die das Risiko, eine Periimplantitis zu entwickeln, erheblich reduziert. Insbesondere bei subcrestaler Implantatpositionierung durch die sich verjüngende Konusverbindung wird eine Knochenauflagerung auf der Implantatschulter begünstigt, was zu einem optimalen Weichgewebsmanagement und einer Rot-Weiß-Ästhetik beiträgt. Die Kombination von Innenkonus mit selbstschneidendem Mikro-Makro-Gewinde des Implantats ist ein starker Pluspunkt. Es reduziert das Risiko einer Drucknekrose, darüber hinaus fördert es die Anlagerung von Knochenzellen an der gesamten Implantatoberfläche. Durch die großen und kleinen Gewindegänge wird auch beim Sinuslift und in Regionen mit geringer Knochenhöhe eine gute Primärstabilität erzielt. Das bietet breite Behandlungsoptionen und passt zu den in der Praxis immer häufiger verlangten modernen Konzepten, die eine implantatprothetische Versorgung mit möglichst minimal-invasivem Protokoll gewährleisten.
Prothetisches Konzept
Überzeugend finde ich ebenso das prothetische Konzept des Medentika Implantatsystems mit einem umfangreichen Sortiment für Krone, Brücke oder herausnehmbare Prothetik. Auch für anspruchsvolle Fälle steht eine Vielzahl von Abutments zur Verfügung. In unserer Praxis kommen ausschließlich individuelle Abutments zum Einsatz, bei festsitzender Prothetik als Hybrid-Abutment mit Titan-Klebebasis und individuell gefrästem Zirkonaufbau hergestellt. Da sich die Angulation damit so korrigieren lässt, wie es die prothetische Versorgung verlangt, kann man sich beim chirurgischen Eingriff stärker am Knochen orientieren.
Die Microcone-RI-Linie umfasst wahlweise das zylindrische als auch das konische Implantatdesign und bietet fünf Durchmesser (3,0mm bis 5.0mm) sowie sechs Implantatlängen (6.5 bis 15.0mm). Das erlaubt eine geeignete Dimensionierung der Implantate für jede Indikation. Die konische Variante ist indiziert, wenn die Primärstabilität besonders schwer zu erreichen ist, etwa aufgrund einer sehr weichen Knochenqualität oder einer reduzierten Knochenkontaktfläche. Mit dem durchmesserreduzierten Implantat (Durchmesser 3mm) können enge Zahnlücken versorgt werden. Abformpfosten gibt es nur in einer Größe, und damit lässt sich auf allen Implantatgrößen und -durchmessern offen oder geschlossen abformen. Bei der geschlossenen Abformung, die ich bevorzuge, wird ein Kunststoffkäppchen auf den Abformpfosten appliziert, das im Abdruck verbleibt.
Insgesamt sind die Komponenten übersichtlich, und das in Deutschland gefertigte System ist einfach zu handhaben: Das macht es sowohl für den Behandler als auch für Zahntechniker sehr anwenderfreundlich und erleichtert zudem den Einstieg in die Implantologie. Medentika bietet zudem ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, was zudem Patienten freut. Dass Medentika seit einigen Jahren zur Straumann Group gehört, gewährleistet einen verlässlichen Support auch in Zukunft und gibt Behandlern zusätzlich Sicherheit.
Patientenfall – Einzelzahn-Versorgung mit Microcone
Eine Patientin (33 Jahre), Gelegenheitsraucherin (3 bis 7 Zigaretten/Tag) und Z.n. Thrombose im Jahr 2009, mit insgesamt unauffälliger Allgemeinanamnese kam im Juni 2020 als Schmerzpatientin in unsere Praxis. Ausgehend von Zahn 46 litt sie an einem PA-Abszess (Abb. 1). Wenige Monate nach der Akuttherapie traten Aufbissbeschwerden am nicht erhaltungswürdigen Zahn 46 auf. In einem beratenden Aufklärungsgespräch wurden der Patientin die Behandlungsalternativen und Versorgungsoptionen zum Lückenschluss nach Entfernung des Zahnes 46 (Osteotomie im Oktober 2020) dargelegt. Sie wünschte eine autarke Versorgung der Schaltlücke und entschied sich daher nach ausführlicher Beratung für eine schablonengeführte Implantation mit Spätbelastung nach drei Monaten.