#Effizienz 06.10.2021

Ein Implantat für alle Indikationen

Microcone-Implantatsystem überzeugt mit One-fits-all-Prinzip

Wer einen Hersteller-Mix in seiner Praxis vermeiden will, der ist mit dem Microcone-Implantatsystem (Medentika, Straumann Group) gut beraten. Davon ist der Zahnarzt Marcel Westerich, niedergelassen in eigener Praxis in Köln, überzeugt. Das einzigartige, selbstschneidende Mikro-Makro-Gewinde in Kombination mit einem Innenkonus, der bei allen Implantatgrößen gleich ausfällt, und das immense Indikationsspektrum sind besondere Pluspunkte der Microcone-Implantate. Am Beispiel einer Einzelzahnversorgung im Unterkieferseitenzahnbereich veranschaulicht Marcel Westerich weitere chirurgischen und implantatprothetischen Vorteile.

Als ich mich vor etwa zwei Jahren mit der Frage auseinandergesetzt habe, welches Implantatsystem ich meinen Patienten in der Praxis anbieten werde, fiel die Wahl nach sorgfältiger Prüfung verschiedener Systeme eindeutig auf das Microcone-Implantat, das ich auch schon während meines Curriculums Implantologie der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) 2018 kennen gelernt habe.

Alleinstellungsmerkmale

Das ausgesprochen anwenderfreundliche Implantatsystem lässt dem Behandler ein hohes Maß an Flexibilität und Entscheidungsfreiheit bei gleichzeitiger Reduzierung der Komponenten. Außerdem ist es durch die hohe Primärstabilität sowohl für Sofortversorgungskonzepte als auch für ein konventionelles Vorgehen geeignet. Das vermeidet einen System-Mix und erleichtert die Organisation in der Praxis.

Einen markanten Vorteil sehe ich darin, dass die Konusverbindung mit Innenvierkant bei allen Implantatgrößen gleich ausfällt („One-fits-all-Prinzip“). So passen die jeweiligen Gingivaformer auf jede Implantatgröße, unabhängig davon, welches Durchtrittsprofil erreicht werden soll. Beispielsweise funktionieren auf einem 4,0-Implantat sowohl ein 4,5- als auch ein 6,5-Gingivaformer. Je nach Lückensituation kann das für die Ausformung eines ästhetischen Emergenzprofils den entscheidenden Unterschied ausmachen. Die Form (Emergenzprofil) der Gingivaformer orientiert sich exakt an der Form der prothetischen Abutments bzw. der Titan-Klebebasen.

Der eingebaute Platformswitch und die konische Innenverbindung unterstützen eine bakterien- und flüssigkeitsdichte Verbindung, die das Risiko, eine Periimplantitis zu entwickeln, erheblich reduziert. Insbesondere bei subcrestaler Implantatpositionierung durch die sich verjüngende Konusverbindung wird eine Knochenauflagerung auf der Implantatschulter begünstigt, was zu einem optimalen Weichgewebsmanagement und einer Rot-Weiß-Ästhetik beiträgt. Die Kombination von Innenkonus mit selbstschneidendem Mikro-Makro-Gewinde des Implantats ist ein starker Pluspunkt. Es reduziert das Risiko einer Drucknekrose, darüber hinaus fördert es die Anlagerung von Knochenzellen an der gesamten Implantatoberfläche. Durch die großen und kleinen Gewindegänge wird auch beim Sinuslift und in Regionen mit geringer Knochenhöhe eine gute Primärstabilität erzielt. Das bietet breite Behandlungsoptionen und passt zu den in der Praxis immer häufiger verlangten modernen Konzepten, die eine implantatprothetische Versorgung mit möglichst minimal-invasivem Protokoll gewährleisten. 

Prothetisches Konzept

Überzeugend finde ich ebenso das prothetische Konzept des Medentika Implantatsystems mit einem umfangreichen Sortiment für Krone, Brücke oder herausnehmbare Prothetik. Auch für anspruchsvolle Fälle steht eine Vielzahl von Abutments zur Verfügung. In unserer Praxis kommen ausschließlich individuelle Abutments zum Einsatz, bei festsitzender Prothetik als Hybrid-Abutment mit Titan-Klebebasis und individuell gefrästem Zirkonaufbau hergestellt. Da sich die Angulation damit so korrigieren lässt, wie es die prothetische Versorgung verlangt, kann man sich beim chirurgischen Eingriff stärker am Knochen orientieren.

Die Microcone-RI-Linie umfasst wahlweise das zylindrische als auch das konische Implantatdesign und bietet fünf Durchmesser (3,0mm bis 5.0mm) sowie sechs Implantatlängen (6.5 bis 15.0mm). Das erlaubt eine geeignete Dimensionierung der Implantate für jede Indikation. Die konische Variante ist indiziert, wenn die Primärstabilität besonders schwer zu erreichen ist, etwa aufgrund einer sehr weichen Knochenqualität oder einer reduzierten Knochenkontaktfläche. Mit dem durchmesserreduzierten Implantat (Durchmesser 3mm) können enge Zahnlücken versorgt werden. Abformpfosten gibt es nur in einer Größe, und damit lässt sich auf allen Implantatgrößen und -durchmessern offen oder geschlossen abformen. Bei der geschlossenen Abformung, die ich bevorzuge, wird ein Kunststoffkäppchen auf den Abformpfosten appliziert, das im Abdruck verbleibt.

Insgesamt sind die Komponenten übersichtlich, und das in Deutschland gefertigte System ist einfach zu handhaben: Das macht es sowohl für den Behandler als auch für Zahntechniker sehr anwenderfreundlich und erleichtert zudem den Einstieg in die Implantologie. Medentika bietet zudem ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, was zudem Patienten freut. Dass Medentika seit einigen Jahren zur Straumann Group gehört, gewährleistet einen verlässlichen Support auch in Zukunft und gibt Behandlern zusätzlich Sicherheit.

Patientenfall – Einzelzahn-Versorgung mit Microcone

Eine Patientin (33 Jahre), Gelegenheitsraucherin (3 bis 7 Zigaretten/Tag) und Z.n. Thrombose im Jahr 2009, mit insgesamt unauffälliger Allgemeinanamnese kam im Juni 2020 als Schmerzpatientin in unsere Praxis. Ausgehend von Zahn 46 litt sie an einem PA-Abszess (Abb. 1). Wenige Monate nach der Akuttherapie traten Aufbissbeschwerden am nicht erhaltungswürdigen Zahn 46 auf. In einem beratenden Aufklärungsgespräch wurden der Patientin die Behandlungsalternativen und Versorgungsoptionen zum Lückenschluss nach Entfernung des Zahnes 46 (Osteotomie im Oktober 2020) dargelegt. Sie wünschte eine autarke Versorgung der Schaltlücke und entschied sich daher nach ausführlicher Beratung für eine schablonengeführte Implantation mit Spätbelastung nach drei Monaten. 

Dreidimensionale Implantatplanung

Die Behandlungsplanung auf der Grundlage dreidimensionaler bildgebender Verfahren (CT, DVT) erlaubt eine Therapieplanung mit höchster Präzision und macht das Behandlungsergebnis exakt vorhersagbar. Während in unserer Praxis vor einer Implantation eine DVT standardmäßig durchgeführt wird, erfolgt die Entscheidung über eine Bohrschablone situationsbezogen. Gemeinsam mit der Patientin haben wir uns für eine schablonengeführte Implantation entschieden, um mit Blick auf ein bestmögliches ästhetisches Ergebnis eine prothetisch ideale Ausrichtung zu erzielen. Inwieweit sich eine geführte Implantation empfiehlt, hängt von der Anamnese des Patienten sowie der Implantatposition ab. Bei unmittelbarer Lagebeziehung zum N. alveolaris inferior oder zur Kieferhöhle kann durch eine geführte Implantation in vielen Fällen das vorhandene Knochenangebot besser ausgenutzt werden. So bleiben dem Patienten aufwändige Maßnahmen erspart.

Nützlicher Service „Smile-in-a-Box”

 Der digitale Planungs- und Fertigungsservice „Smile-in-a-Box“ ist dabei sehr angenehm, da nach der gemeinsamen Planung mit unserem kooperierenden Dentallabor die Bohrschablone mitsamt aller benötigten Komponenten geliefert wird und man sich nicht weiter mit zusätzlichen Bestellungen aufhält. Die Komponenten reichen dabei von den Reduzierhülsen über Implantate, Gingivaformer bis hin zu provisorischen Versorgungen etc. Das vereinfacht die Behandlungsplanung. Zudem gewährleistet Planung und Bohrschablone Sicherheit und prothetisch ungünstig gesetzte Implantate, Nerv-Verletzungen oder andere Komplikatonen werden vermieden. „Smile in a Box“ kann gerade für Einsteiger von großem Nutzen sein.

Geführte, schablonengestützte Implantation

Drei Monate nach der Extraktion des nicht erhaltungswürdigen Zahnes 46 wurde im Januar 2021 eine DVT angefertigt (Abb. 2) und es wurden Ober- und Unterkiefer abgeformt. Für die Planung der Bohrschablonen (Fremdlabor) erfolgte die Digitalisierung der Modelle mit einem Laborscanner im Eigenlabor, anschließend wurden die Daten an den Planungspartner zur Herstellung der Bohrschablonen übermittelt. Dort erfolgte die digitale Vorplanung der Implantatposition und der prothetischen Versorgung mit der Planungssoftware coDiagnostiX (dental wings) (Abb. 3, 4). Nach Freigabe der Planung wurde die Bohrschablone im Labor hergestellt und die benötigten implantatprothetischen Komponenten bei der Straumann Group bestellt. Die Box mit den bestellten Komponenten wurde pünktlich vor dem Implantationstermin geliefert (Abb. 7). 

Chirurgisches Vorgehen

Im nächsten Schritt erfolgte die vollständig navigierte Implantation des Microcone-Implantates (Ø 5.0mm, 9mm Länge) in der Region 46 (Abb. 8-14) nach dem vom Hersteller empfohlenen Bohrprotokoll, das sich nach Knochenqualität und Implantatdurchmesser richtet. Die Chirurgie-Kassette (Abb. 6) ist übersichtlich aufgebaut und intuitiv zu bedienen. Zur schonenden Präparation des knöchernen Implantatbetts stehen je nach Implantatdurchmesser und Knochenqualität bis zu fünf verschiedene Bohrertypen mit Farbcodierung zur Verfügung. Das Implantat war für eine gedeckte Einheilung vorgesehen und der Kieferkamm wurde durch Nahtlegung speicheldicht verschlossen (Abb. 15).

Implantatprothetik

Die Dokumentation des Implantatsitzes erfolgte mit einer postoperativen Panoramaschichtaufnahme (Abb. 16). Nach der gedeckten Einheilung erfolgte im Juni 2021 die geschlossene Implantatabformung mit Impregum. Abbildung 17 bis 25 zeigt den Ablauf von der Inzision drei Monate nach Implantation bis zum Einsetzen des Hybrid-Abutments mit Titan-Klebebasis und Zirkonaufbau bis zur finalen Zirkonkrone, die aufgrund einer Erkrankung der Patientin etwas später als vorgesehen im Juli 2021 eingegliedert werden konnte. Die Versorgung der insuffizienten Einzelkrone 47 erfolgt auf Patientenwunsch zu einem späteren Zeitpunkt.

Alle Abbildungen: © Marcel Westerich, Praxis Zahnrath, Köln-Rath