#Effizienz 27.10.2023

Cerabone® Plus - Knochenersatz der Zukunft

Ein Überblick mit Falldarstellung

Cerabone® plus basiert auf einer Kombination aus bovinem Spongiosa-Knochen und bakteriell fermentierter Hyaluronsäure. Es setzt sich aus natürlichem Knochenmineral (Calciumphosphat) und nicht quervernetzter Hyaluronsäure zusammen.

Die Knochenmineralkomponente wird, wenn überhaupt, nur oberflächlich resorbiert und bietet langfristige Volumenstabilität. Die Hyaluronsäure wird innerhalb der ersten Wochen nach Implantation enzymatisch abgebaut. Das Produkt wird in praktischen Blisterpackungen geliefert und hat eine Haltbarkeit von 3 Jahren bei Lagertemperaturen von 5 - 25 °C. Die Einheilung dauert 6 - 9 Monate, wobei eine Beimischung von autologem oder allogenem Knochen die Einheilzeit verkürzen.

Cerabone® plus ist ein vielseitiges Knochenersatzmaterial, das in verschiedenen klinischen Situationen zur Knochenregeneration eingesetzt werden kann. Es findet Anwendung bei der Augmentation und Rekonstruktion des Alveolarkamms sowie dem Auffüllen von Knochendefekten, einschliesslich solcher nach Wurzelresektionen, Wurzelspitzenresektionen oder Zystektomien. Das Material unterstützt auch die Erhaltung des Alveolarkamms durch das Auffüllen von Extraktionsalveolen und ermöglicht die Sinusbodenelevation für zukünftige Implantationen. Es eignet sich ebenfalls für das Auffüllen von parodontalen Knochendefekten und kann bei Sofortimplantationen in Extraktionsalveolen verwendet werden. Zudem bietet es eine Lösung zur Behandlung von periimplantären Knochendefekten. Durch diese breite Palette von Indikationen zeigt sich die Anpassungsfähigkeit von cerabone® plus als effektives Knochenersatzmaterial für vielfältige Anforderungen in der Knochenregeneration

Anwendung und Handhabung

I. Hydratisierungsvorgang

Im Vorfeld der Applikation erfordert cerabone® plus eine gezielte Hydratisierung gemäss den Parametern, die in der nachfolgenden Tabelle (Hydratationsprotokoll) erläutert werden. Zur Ausbildung einer kohärenten Konsistenz des Knochenersatzmaterials ist es erforderlich, pro Milliliter Knochenersatzmaterial etwa 0,5 Milliliter Flüssigkeit einzuarbeiten, was in etwa 10 – 12 Tropfen entspricht. Diese Hydratation kann mit steriler Kochsalzlösung oder Patientenblut durchgeführt werden.

Art.-Nr. cerabone®
plus Volumen
Hydrieren mit
Flüssigkeit
1810 und 1820 0,5 ml ca. 0,25 ml
1811 und 1821 1,0 ml ca. 0,50 ml

(Tabelle: Hydratationsprotokoll)

Bei der Verarbeitung von cerabone® plus ist Präzision gefragt. Die Flüssigkeitszugabe sollte behutsam in Tropfen erfolgen und anschliessend mit dem Knochenersatzmaterial cerabone® plus vermengt werden, bis die angestrebte Konsistenz erreicht ist. Es empfiehlt sich, vor der Applikation übermässige Flüssigkeit von der Defektstelle zu entfernen, um optimale Resultate zu gewährleisten. Um das Augmentat stabil zu fixieren, wird eine Barrieremembran verwendet, die eine Schutzschicht bildet und die Regenerationsprozesse unterstützt.

II. Einheilzeit und Re-Entry

Um eine robuste Partikelintegration sicherzustellen, wird dringend empfohlen, eine Einheilphase von mindestens sechs Monaten vor der erneuten Intervention einzuplanen. Die notwendige Einheilzeit variiert abhängig von der spezifischen und allgemeinen Anamnese des Patienten und der betroffenen, klinischen Region. Die Bestimmung dieser Einheilzeit erfordert die fachkundige Einschätzung des behandelnden Zahnarztes, der die individuellen klinischen Umstände umfassend berücksichtigt.

III. Überblick

Cerabone® plus vereint als einziges Produkt auf dem deutschen Markt das bewährte bovine Knochenersatzmaterial cerabone® mit Hyaluronsäure. Sobald es mit Kochsalzlösung oder Blut in Kontakt kommt, verwandelt es sich in ein bahnbrechendes "Sticky-Bone"-Knochenersatzmaterial. Diese Eigenschaft gewährleistet eine aussergewöhnlich bequeme Anwendung, da es sowohl die Aufnahme als auch die gezielte Applikation im Defektbereich mühelos ermöglicht.

Cerabone® plus und mucoderm in Kombination im Rahmen einer Socket- oder Alveolenpreserveation in Regio 16

Die Socket- oder Alveolenpreservation ist ein zahnmedizinisches Verfahren, das darauf abzielt, den Knochen im Bereich einer Extraktionsalveole (der Knochen, der den Zahn umgibt) nach einer Zahnextraktion zu erhalten. Nach dem Entfernen eines Zahns beginnt der Knochen, sich auf natürliche Weise zurückzubilden, was zu einem Volumenverlust des Alveolarkamms führen kann.

Die Socketpreservation beinhaltet die Anwendung von verschiedenen Techniken und Materialien, um den Knochenverlust zu minimieren oder zu verhindern. Dies kann durch das Einsetzen von Knochenersatzmaterialien, Membranen oder anderen biologischen Substanzen geschehen, die den Knochenumbau verlangsamen und eine bessere Basis für zukünftige zahnärztliche Behandlungen wie Implantationen schaffen sollen. Das Ziel der Socketpreservation ist es, das ursprüngliche Volumen und die Struktur des Alveolarkamms zu erhalten, um die ästhetischen und funktionalen Ergebnisse der zahnärztlichen Rehabilitation zu verbessern.

Klinische Falldarstellung

Der 32-jährige, männliche Patient stellte sich im Rahmen eines akuten, zahnmedizinischen Notfalls in unserer Praxis vor. Die allgemeine Anamnese erwies sich als unauffällig. Der extraorale Befund war ebenfalls frei von Befunden. Intraoral zeigte der Patient ein adultes, konservierend versorgtes Gebiss. Die Zähne 18, 28, 38 und 48 waren angelegt und der funktionelle Befund frei von cranio-mandibulären Dysfunktionen. Die Mundhygiene des Patienten war verbesserungswürdig und der DMFS Index hoch.

Ausgangslage

Nach eingehender Befundung und der Anfertigung einer Basisröntgendiagnostik, d.h. eines OPGs und Bissflügelaufnahmen rechts und links wurden folgende Befunde diagnostiziert: Karies 17F1o, 16 Karies Profund mesial mit einer Pulpabeteiligung (Abb. 1) und Einschränkung der biologischen Breite, Karies 15 F2mo, 14 F2do, 24 Karies F2do, 25 ausgeprägte Karies F3dop (mit eingeschränkter Erhaltungswürdigkeit), sowie Karies an 26 F2mo, 37 Karies F2mo, Karies 36 F2mo, Karies an 45 F2do, Karies an 46 F3mod, Karies 47 F2mo.

Behandlungsplan

Der Patient wurde für alle kariösen Befunde umfassende aufgeklärt und einer detaillierter Behandlungsplan, bestehend aus Prophylaxe, Füllungstherapie uvm. im Detail besprochen. Auf Grund der akuten Schmerzproblematik und der erschwerten Erhaltungswürdigkeit wünschte der Patient eine Extraktion des Zahnes 16. (Abb. 1) Im Rahmen der Extraktionsaufklärung haben wir den Patienten über verschiedene prothetische Möglichkeiten (Brückenversorgung vs. Implantatversorgung) aufgeklärt. Um ein ausreichendes Knochenangebot für eine spätere Implantation zu gewährleisten, haben wir uns gemeinsam mit dem Patienten für eine Socket - Preservation entschieden.

Chirurgisches Vorgehen

Vor Extraktionsbeginn erfolgte eine Oberflächenanästhesie mit Gingicain D 754mg/65g. Im Anschluss erfolgte eine Infiltrationsanästhesie mit einem Lokalanästhetikum (Ubestesin 1,7ml). Anschliessend erfolgte eine Sektion der mesialen, distalen und palatinalen Wurzeln mittels T-Schnitt (Abb. 2), um eine atraumatische Extraktion der einzelnen Wurzelsegmente zu gewährleisten und um eine Schädigung des umliegenden, keratinisierten Gewebes zu vermeiden, damit eine ordentliche Wundrandadaption und ein dichter Abschluss mittels mucoderm Membran gewährleisten werden kann (Abb. 7). Nach der Extraktion der Wurzelsegmente erfolgte eine ordentliche Kürettage der Alveolen mit einem scharfen Löffel und einer Spülung mittels NaCL um den Debris und ggf. infiziertes Gewebe zu entfernen (Abb. 3).

Vor der Anwendung von cerabone® plus (Abb. 4, 5) ist eine gezielte Hydratisierung gemäss den detaillierten Parametern im Hydratationsprotokoll erforderlich. Die Schaffung einer homogenen Konsistenz des Knochenersatzmaterials erfordert die Einbindung von ungefähr 0,5 Millilitern Flüssigkeit pro Milliliter Knochenersatzmaterial, was etwa 10 - 12 Tropfen entspricht. Diese Hydratation kann durch den Einsatz steriler Kochsalzlösung oder präzise durch autologes Patientenblut durchgeführt werden, um eine optimal abgestimmte Konsistenz zu erzielen (Abb. 6, 9, 10). Wir haben in unserem Fall auf autonomes Patientenblut verzichtet und eine Hydration mittels Kochsalzlösung durchgeführt. Die mucoderm Membran, d.h. der mucoderm Punch (Abb. 7), wurde ebenfalls mit Kochsalz, gemäss Gebrauchsanleitung des Herstellers, hydriert (Abb. 8, 11, 12) und mit einem nicht-resorbierbaren, blauen, monofilem Polypropylene Faden vernäht (Hu-Friedy, PSN8660P, C-22 3/8 Circle Reverse Cutting).

In diesem Fall fand cerabone ® plus 1.0ml Anwendung. Die Zugabe der Kochsalzlösung erfolgte tropfenweise und das Material wurden entsprechend vermischt, bis die gewünschte Konsistenz erreicht war. Die überschüssige Flüssigkeit wurde mit einem sterilen Tupfer entfernt. Aufgrund des ausgeprägten Fluidbindungspotenzials der Hyaluronsäure resultiert aus der Hydratation von cerabone® plus eine kohärente und plastische Substanz, die im Gegensatz zu konventionellem körnigem Knochenersatzmaterial eine vereinfachte Applikation begünstigt. Durch cerabone® plus wird die Aufnahmefähigkeit erhöht und eine präzise Anwendung der Partikel ermöglicht, was zu einer effizienteren Defektaugmentation sowie einer unkomplizierten Formgebung des Defekts führt. Hyaluronsäure ist imstande, ein Flüssigkeitsvolumen zu binden, das 1000 Mal grösser ist als das Molekül selbst. Sie ist stark hygroskopisch, biologisch abbaubar und wird in der frühen Phase der Wundheilung schnell abgebaut. Die Knochenmineralkomponente (cerabone®) weist eine dem menschlichen Knochen ähnliche Struktur mit einem dreidimensionalen Porennetzwerk und einer rauen Oberfläche auf. Das osteokonduktive Gerüst begünstigt die Adhäsion und das Einwachsen von Osteoblasten und unterstützt die vollständige Integration der Granula in die neu gebildete Knochenmatrix. Durch den Sinterprozess von cerabone®, bei dem nur Wärme und Wasser zum Einsatz kommen, werden bei 1200 °C alle organischen Bestandteile entfernt. Das Ergebnis ist ein reines, natürliches Knochenmineral. cerabone® plus wird steril verpackt (Gammastrahlung) geliefert.

FAZIT:

Dank seines begrenzten Abbaus bietet cerabone® plus eine vorhersagbare und lebensfähige strukturelle Abstützung der oralen Weichgewebe im augmentierten Bereich (besonders wichtig in der ästhetischen Zone) und begünstigt den Erhalt des Alveolarkamms. Bei der Anwendung in Kombination mit Allograft oder autologem Knochen fungiert cerabone® plus als Barriere gegen Resorption.