#Effizienz 18.09.2023

Minimalinvasive parodontale Regeneration mit Emdogain FL

„Ein Diamant für einen patientenfreundlichen Ansatz“

Seit mehr als 25 Jahren hat sich in der Praxis ein einzigartiges Gel mit Schmelzmatrixproteinen für regenerative Verfahren in der Parodontologie und Implantologie bewährt. Alle drei Minuten profitiert irgendwo auf der Welt ein Patient von einer Therapie mit Straumann Emdogain® [1], inzwischen sind es mehr als 2,5 Millionen behandelte Patientinnen und Patienten. Emdogain ermöglicht eine zuverlässige und nachhaltige Regeneration sowohl mit als auch ohne Lappenbildung. Auf diese Weise können Zähne längerfristig erhalten und ästhetische Ergebnisse nachhaltig verbessert werden. Prof. Dr. Daniel Grubeanu, in eigener Zahnarztpraxis in Trier niedergelassen mit Behandlungs-, Lehr- und Forschungsschwerpunkten in der Implantologie und Parodontologie, führt im Interview aus, womit Emdogain und Emdogain FL (flapless) punkten und warum es sich lohnt, das Präparat ins Produktfolio der Praxis zu integrieren.

Professor Grubeanu, Emdogain ist mit mehr als 600 Humanstudien und über 1.000 Peer-Review-Publikationen, darunter 10-Jahres-Daten und human-histologische Untersuchungen [2,3] top dokumentiert.

Dennoch scheint es in der Wahrnehmung der Zahnärzte und Zahnärztinnen ein Nischenprodukt zu sein. Hand aufs Herz: Wie sehen Sie das?

Prof. Grubeanu: Es ist eindeutig der Goldstandard und das einzige wissenschaftlich fundierte Biomaterial, wenn es darum geht, die Regeneration verloren gegangener Parodontalgewebe auf sichere, einfache und vorhersehbare Weise einzuleiten!

 

Das würde dafürsprechen, dass alle, die ein Interesse an der regenerativen Parodontologie haben, Emdogain bereits erfolgreich einsetzen…

Prof. Grubeanu: Absolut! Da hat möglicherweise eine amerikanische Studiengruppe, die überzeugt gewesen ist, dass nur körpereigene Produkte etwas bewirken können, mit ihrem Claim „Emdogain, no gain“ einen Stein ins Rollen gebracht und verunsichert. Doch dafür gibt es keinen Grund, denn die Datenlage ist zu 100 Prozent anders und gibt Sicherheit!

Die Behandlung der Parodontitis sollte nicht nur zu klinischen Verbesserungen führen, sondern auch zu einem Defektverschluss durch parodontale Regeneration. Diese ist definiert als die Neubildung von Wurzelzement, Desmodont und Alveolarknochen an einer zuvor Plaque-exponierten Wurzeloberfläche in einer parodontalen Läsion [4]

Emdogain ist derzeit das am besten dokumentierte Material für die regenerative Parodontaltherapie und Langzeitdaten aus klinischen Studien zeigen, dass es den Zahnerhalt wirksam unterstützen und Zahnfleischrückgang umkehren kann. Wie macht es das? Es stimuliert bestimmte Zelltypen, die an der Wundheilungskaskade der Weich- und Hartgeweberegeneration beteiligt sind und fördert das Wachstum von Bindegewebe und Knochen am Zahn. Nochmal: Es ist das einzige Biomaterial, das im Bereich der parodontalen Regeneration Knochen ergibt [5,6]

Die S3 Leitlinie von 2020 empfiehlt den Einsatz von Schmelz-Matrix-Proteinen für die regenerative Behandlung von parodontalen Taschen, und zwar basierend auf Evidenz.

In chirurgischen Therapieansätzen werden diese zellproliferativen Effekte von Schmelzmatrixproteinen vielfach genutzt. Der Trend geht jedoch verstärkt in Richtung Minimalinvasivität und seit 2019 ist Emdogain auch als EmdogainFL – flapless – für die geschlossene PAR-Therapie ohne Lappenpräparation verfügbar.
Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Prof. Grubeanu: Der neue Behandlungsansatz ist eine wirklich fantastische Entwicklung für Emdogain! Keine Patientin, kein Patient wird einer chirurgischen Therapie den Vorzug geben, wenn es eine weniger invasive Lösung gibt, die ebenso effektiv ist. Endlich wird nicht geschnitten, endlich wird nichts aufgemacht‘, das ist die unmittelbare erleichterte Reaktion unserer Patienten. Emdogain Fl ist patientenfreundlich und es werden postoperative Komplikationen wie Schmerzen und Schwellungen um fast 50 Prozent reduziert. Darüber hinaus verkürzt es die Behandlungszeit um fast die Hälfte. Die Flapless-Option ist also eine wichtige alternative Behandlungsmethode zum klassischen parodontalchirurgischen Vorgehen mit Lappenpräparation, zumal Parodontitis eine Volkskrankheit ist. Allein in Deutschland sind 35 Millionen Menschen an Parodontitis erkrankt sind und die Häufigkeit steigt mit dem Alter. Betroffen sind laut Mundgesundheitsstudie DMS V mehr als die Hälfte der Menschen ab 35 Jahren, ab 65 Jahren fast zwei Drittel (65 Prozent) und sogar 90 Prozent bei den Hochbetagten. [8]

 

Eine Behandlung mit Emdogain FL steigert also die Patientenakzeptanz für eine PAR-Therapie?

Prof. Grubeanu: Ja, deutlich! Es ist minimalinvasiv, patientenfreundlich und effizient: So kann das anvisierte Ziel einfacher und unkomplizierter erreicht werden. Die Vorteile in Verbindung mit einer beschleunigten Heilung und guten langzeitstabilen Ergebnissen steigert die Patientenzufriedenheit zusätzlich. Jeder Behandlungsansatz, der die Therapie der Parodontitis erleichtert und Knochenbildung anregt, ist ein Gewinn!

Ich sehe meine Hauptaufgabe als Zahnarzt darin, die 35 Millionen der Bundesbevölkerung, die unter einer Parodontitis leiden, zu heilen. Es kommt also erschwerend dazu, dass zu 70 Prozent die Implantate, die heutzutage gesetzt werden, im parodontal vorgeschädigten Gebiss inseriert werden! Mein Therapieziel ist, eine Parodontitis zu minimieren und in engmaschigen Untersuchungen nachhaltig zu kontrollieren. Ist die Parodontitis ausgeheilt respektive nicht aktiv, können wir unsere Patienten hervorragend mit Implantaten versorgen.

Aber es sollte uns bewusst sein: Jeder von uns implantiert mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem ehemaligen Parodontitis-Patienten. Und eine erhöhte parodontale Anfälligkeit führt zu einem erhöhten Risiko für Periimplantitiden, zu Knochen- und Implantatverlust. [9]

Sie sagten, dass EmdogainFL ebenso effektiv ist wie der parodontalchirurgische Ansatz. Welche Indikationen sehen Sie für das nicht-chirurgische Verfahren?

Prof. Grubeanu: Das Verfahren ohne Lappenbildung mit Emdogain FL ist für Zähne ohne Furkationsbeteiligung oder Rezessionsdefekte, für intraossäre Defekte und parodontale Taschentiefen von 5 bis 9mm empfohlen. Ich persönlich setze es bei Taschentiefen ab 4mm ein, und zwar immer in Verbindung mit einer geschlossenen Kürettage. Die Tasche heilt sehr gut aus und diesen Erfolg erkennen auch unsere Patienten.

Darüber hinaus halte ich es für effektiv bei der kurativen Behandlung von periimplantären Erkrankungen im frühen Stadium, also bei der periimplantären Mukositis. Studien haben gezeigt, dass Emdogain die periimplantäre Weichegewebe- und Wundheilung anregt und fördert. [10,11,12]

Zusätzlich kann Emdogain FL zur Unterstützung der frühzeitigen Heilung von parodontalen Weichgewebswunden verwendet werden, die durch die Instrumentierung von parodontalen Zahnfleischtaschen entstehen. So halte ich es auch und setze Emdogain FL prophylaktisch nach meiner Parodontitis-Behandlung ein. Also immer nach der erfolgten Kürettage. Der Zahn wird unter Anästhesie gesäubert, poliert und in derselben Sitzung wird Emdogain FL in die Tasche appliziert.

 

Bitte können Sie kurz skizzieren, wie Sie bei  Emdogain FL vorgehen?

Prof. Grubeanu: So wie das Behandlungsprotokoll es vorsieht, erfolgt eine gründliche mechanische Instrumentierung der Wurzeloberfläche unter Anästhesie. Nach Spülen mit steriler Kochsalzlösung, Konditionierung der Wurzeloberfläche mit ph- neutralem, 24-prozentigem EDTA (Straumann PrefGel) zur Entfernung der Schmierschicht (smear layer) und nochmaligem Spülen kann Emdogain FL in die Parodontaltasche appliziert werden. Mit dem speziellen Aufsatz, der feinen Kanüle, ist der Boden der Parodontaltasche gut zu erreichen. Anschließend wird der Gingivalsaum vorsichtig gegen den Zahn adaptiert, bis das Zahnfleisch den Zahn umschließt.
In den folgenden sechs Wochen sollten die Patienten bei der üblichen Mundhygiene keine Interdentalraumbürstchen nutzen, so wie es auch im Manual des Herstellers beschrieben wird. Dann erfolgt die erste Kontrolle in der Praxis und anschließend alle drei Monate im ersten Jahr.

Ein radiologisches Ergebnis erhält man auch bei dieser Methode nach frühestens acht Monaten, doch wie die Tasche ausheilt, ist klinisch schon nach wenigen Wochen zu sehen.

 

Übernehmen Krankenkassen diesen Behandlungsansatz?

Prof. Grubeanu: Private Krankenkassen übernehmen den Ansatz nach meiner Erfahrung nach Stellung eines Kostenvoranschlags. Im Zuge der Parodontitis-Behandlung entstehen Wunden und zur Unterstützung der frühzeitigen Heilung wird die Therapie der Emdogain Flapless-Applikation ebenso wie die der offenen chirurgischen Applikation aufgrund der Datenlage tatsächlich übernommen. Was Patientinnen und Patienten, die in der gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, angeht: Wenn sie sich in der Parodontaltherapie befinden, haben sie erfahrungsgemäß ein großes Bewusstsein für ihr Gesundheit und stehen diesem Ansatz der Therapie ausgesprochen offen gegenüber; das erhöht die Bereitschaft, diese Leistung als Selbstzahler zu übernehmen.

Konkrete Hinweise für die Abrechnung finden sich im Abrechnungsleitfaden für Emdogain und Emdogain FL, den das Unternehmen Straumann bereitstellt. Derzeit wird der Leitfaden aktualisiert.

 

Ergeben sich denn wirtschaftliche Vorteile für die Praxis?

Grubeanu: Es kommen Patientinnen und Patienten in unsere Praxis und sagen, ‚ich möchte auch diese Art der Regeneration von Ihnen erhalten, das macht sonst kein anderer“. Vor diesem Hintergrund können sich wirtschaftliche Vorteile dadurch ergeben, dass sich viel mehr Patienten auf den Eingriff einlassen und auch mehr Patienten auf diese minimalinvasive Weise therapiert werden können. Denn das Vermeiden der Chirurgie erspart sowohl Patienten als auch dem Praxisteam Zeit.
Ich sehe also in der Außenwirkung einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Unsere Patientinnen und Patienten erkennen mit eigenen Augen, wie gut eine Tasche, die mit Emdogain FL behandelt wurde, ausheilt. Das ist ein Pluspunkt für das Praxisteam, das Emdogain FL in der Praxis anbietet. So können sich wirtschaftliche Vorteile dadurch ergeben, dass der Therapieansatz zur Differenzierung der eigenen Praxis genutzt werden kann und das Behandlungskonzept der Praxis stärkt.

 

Das Behandlungsprotokoll für Emdogain FL scheint einfach, praktisch und sowohl patienten- als auch anwenderfreundlich zu sein. Empfiehlt es sich, den Therapie-Ansatz zu delegieren, zum Beispiel an die DH?

Grubeanu: Grundsätzlich ist es möglich und gestattet. Dennoch kommt von mir ein klares Nein, das würde ich nicht delegieren! Wir Zahnärzte haben mit Emdogain und Emdogain FL ein hervorragendes Produkt, einen „Diamanten“, für eine echte parodontale Regeneration in der Hand. Die parodontologische Qualifikation ist für die gewünschten Ergebnisse unabdingbar, denn die richtige Indikationsstellung für die weniger traumatische Vorgehensweise obliegt uns Ärzten. Dann ist das Verfahren für die Parodontologie und Implantologie prognostisch sicher und mit einem hohen Patientenkomfort verbunden.

Danke, Prof. Grubeanu, für die Einblicke in Ihre Praxis und Ihre Ausführungen.

Literatur

  1. Straumann: https://www.straumann.com/content/dam/media-center/straumann/de-de/documents/brochure/product-information/Straumann_DE490651_Straumann_Emdogain_Emdogain_FL_25_Jahre_Produktinformation.pdf (Zuletzt aufgerufen: 31.07.2023)
  2. Sculean A, Kiss A, Miliauskaite A, Schwarz F, Arweiler NB, Hannig M. Ten-year results following treatment of intra-bony defeActs with enamel matrix proteins and guided tissue regeneration. J Clin Periodontol. 2008 Sep;35(9):817-24. doi: 10.1111/j.1600-051X.2008.01295.x.
  3. McGuire MK, Scheyer ET, Nunn M. Evaluation of human recession defects treated with coronally advanced flaps and either enamel matrix derivative or connective tissue: comparison of clinical parameters at 10 years. J Periodontol. 2012 Nov;83(11):1353-62. doi: 10.1902/jop.2012.110373
  4. Jepsen S, Sculean A: Parodontale Regeneration. zm 112, Nr.18,16.09.2022:1762-69
  5. Mellonig JT et al. Clinical and histologic evaluation of non-surgical periodontal therapy with enamel matrix derivative: A report of four cases. J Periodontol, 80(9):1534-40 (2009).
  6. Pecanov-Schröder A. Expertenrunde: Schmelzmatrixproteine und minimal-invasive Therapie. Wissenschaftliche und klinische Bewährung von Emdogain und Emdogain FL in der regenerativen Parodontaltherapie. https://www.quintessenz-news.de/expertenrunde-schmelzmatrixproteine-und-minimal-invasive-therapie/ 30.07.2019. Zuletzt aufgerufen: 17.12.2020.
  7. 083-043l_S3_Behandlung-von-Parodontitis-Stadium-I-III_2021-02_2.pdf (awmf.org), zuletzt aufgerufen: 07.09.2023
  8. Factsheet-Parodontontis.pdf (bzaek.de), zuletzt aufgerufen: 07.09.2023
  9. Chrcanovic BR, Albrektsson T, Wennerberg A. Periodontally compromised vs. periodontally healthy patients and dental implants: a systematic review and meta-analysis. J Dent. 2014 Dec;42(12):1509-27. doi: 10.1016/j.jdent.2014.09.013. Epub 2014 Oct 2. PMID: 25283479.
  10. Villa O, Wohlfahrt JC, Mdla I, Petzold C, Reseland JE, Snead ML, Lyngstadaas SP. A Proline-Rich Peptide Mimic Effects of EMD in Rat. Oral Mucosal Incisional Wound Healing. J Periodontol. 2015 Dec;86(12):1386-95.
  11. Microvessel Density Evaluation of the Effect of Enamel Matrix Derivative on Soft Tissue After Implant Placement: A Preliminary Study. Guimaraes GF, de Araujo VC, Nery JC, Peruzzo DC, Soares AB. Int J Periodontics Restorative Dent. 2015 Sep-Oct;35(5):733-8.
  12. Arweiler NB, Auschill TM, Donos N, Sculean A. Antibacterial effect of an enamel matrix protein derivative on in vivo dental biofilm vitality. Clin Oral Investig. 2002 Dec;6(4):205-9. Epub 2002 Nov 14.