#Effizienz 05.05.2025

Stabil, flexibel, anwenderfreundlich

Resorbierbare Membran in der ästhetischen Implantatzone

Die Wahl der geeigneten Membran ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg augmentativer Maßnahmen, insbesondere, wenn Handhabung, Stabilität und eine vorhersagbare Barrierefunktion gefragt sind. Dr. Dr. Alfons Eißing, erfahrener MKG-Chirurg und Implantologe aus Lingen, verwendet seit rund einem Jahr die bioresorbierbare Straumann® Membrane Flex in seiner Praxis und berichtet im Gespräch mit Zahnärztin und Fachjournalistin Dr. Aneta Pecanov-Schröder über seine Erfahrungen. Die Kollagenmembran, die aus hochreinem, intakten porcinem Peritoneum gewonnen wird und speziell für die gesteuerte Knochenregeneration (GBR) entwickelt wurde, überzeugt durch Anpassungsfähigkeit an Defekte und anatomische Gegebenheiten. Sie lässt sich sicher fixieren und wird innerhalb von drei bis vier Monaten resorbiert – bei gleichzeitig zuverlässigem Schutz vor Weichgewebeinfiltration in der frühen Heilungsphase. Welche Vorteile sich daraus im klinischen Alltag ergeben und in welchen Indikationen sich die Membran besonders bewährt, schildert Dr. Dr. Eißing nachfolgend.

Laut einer retrospektiven Analyse der Universität Bern ist in rund 60,8 Prozent aller Implantatfälle ein Knochenaufbau notwendig. Besonders im Oberkiefer-Frontzahnbereich liegt der Anteil simultaner Augmentationen sogar bei 83,5 Prozent, um langfristig stabile Ergebnisse zu erzielen [1].

Herr Dr. Dr. Eißing, wie ist Ihre Erfahrung in der eigenen Praxis: In wie vielen Fällen sind Knochenaugmentationen erforderlich – und in welchen Kieferregionen kommt es besonders häufig dazu?

Dr. Dr. Alfons Eißing: Die Zahlen, die Sie nennen, decken sich sehr gut mit meiner eigenen Erfahrung. In etwa vier von fünf Fällen ist bei uns eine augmentative Maßnahme notwendig – insbesondere im Bereich der ästhetischen Zone im Oberkiefer. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden: Geht es um die Wiederherstellung des Volumens zur Unterstützung der Rot-Weiß-Ästhetik, also etwa der Zahnfleischkonturen, steht eher die Form im Vordergrund. Hier reicht oft ein Volumenaufbau mit Knochenersatzmaterial, das nicht zwingend vitalisiert werden muss. Anders sieht es bei Knochendefiziten aus, etwa bei schmalem Kieferkamm im Seitenzahnbereich – sei es im Unterkiefer oder auch im Oberkiefer – oder bei vertikalen Defekten. In diesen Fällen benötigen wir gut durchbluteten, vitalen Knochen für eine stabile Implantatinsertion. Hier ist autologer Knochen deutlich bevorzugt.

In den meisten Fällen führen wir die Augmentation einzeitig durch. Bei komplexeren Defekten – wenn wir mit Knochenschalen arbeiten, sei es autolog oder allogen, oder einen Knochenblock augmentativ einbringen – wählen wir jedoch ein zweizeitiges Vorgehen, um optimale Sichtverhältnisse und eine stabile Lagerung des Transplantats zu gewährleisten. In der späteren Implantatsitzung sind gegebenenfalls kleinere Korrekturen erforderlich. Dabei setzen wir Knochenersatzmaterial (KEM) und eine Kollagenmembran ein.

Welche Faktoren sind für Sie entscheidend bei der Wahl der Membran im Rahmen einer gesteuerten Knochenregeneration (GBR)?

Dr. Dr. Alfons Eißing: Bei der GBR ist die Wahl der richtigen Membran ein zentraler Faktor für Behandlungserfolg. Aus meiner Erfahrung mit unterschiedlichen Produkten und Herstellern haben sich dabei mehrere Kriterien als besonders relevant herausgestellt: Erstens muss die Membran biokompatibel sein und eine schnelle Revaskularisierung sowie eine förderliche Wundheilung unterstützen. Zweitens ist eine ausreichende Standzeit von drei bis vier Monaten notwendig, damit die Membran ihre Barrierefunktion zuverlässig erfüllen kann. Diese verhindert das Einwandern von schnell proliferierenden Weichgewebszellen in den augmentierten Bereich.

Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Formstabilität: Nur wenn die Membran raumstabil bleibt, kann sie den für die Knochenregeneration benötigten Raum offenhalten und einem Kollaps in das Defektareal vorbeugen. Nicht zuletzt spielt die klinische Handhabung eine große Rolle: Die Membran sollte formbar, flexibel und gleichzeitig reißfest sein, also gut zu nähen oder pinnen sein, und sich in der Praxis ohne unnötige Komplikationen einsetzen lassen. Idealerweise ist sie dabei nicht klebrig und erlaubt eine präzise Platzierung.

Laut Hersteller eignet sich Straumann® Membrane Flex u.a. zur Augmentation um Implantate herum, für lokale Kammaugmentationen, zum Auffüllen von Knochendefekten oder im Rahmen einer GBR in Dehiszenzdefekten sowie für GTR in parodontalen Defekten.

In welchen Indikationen setzen Sie die Allrounder-Membran ein? 

Dr. Dr. Alfons Eißing: Die Straumann® Membrane Flex verwende ich seit etwa einem Jahr, und zwar vor allem in Implantatfällen mit Volumendefiziten in der ästhetischen Zone. In diesen Indikationen arbeite ich häufig mit xenogenen Ersatzmaterialien in Kombination mit einer Kollagenmembran. Dabei hat sich die Membrane Flex für mich als sehr zuverlässig erwiesen.

Je größer der Knochendefekt ist, besonders wenn ein größerer Anteil des Implantats nicht von Knochen bedeckt ist, desto eher entscheide ich mich für den Einsatz einer formstabilen nicht-resorbierbaren Membran, weil sie eine zuverlässige Raumstabilität über einen längeren Zeitraum bieten. Das geht auf Kosten eines zweiten Eingriffs zur Entfernung. Daher erfolgt ihre Indikation immer unter Abwägung von Nutzen und zusätzlichem operativem Aufwand.

In kleineren Defektsituationen hingegen, in denen ich hauptsächlich mit Ersatzmaterial arbeite, bevorzuge ich klar resorbierbare Membranen. Der Grund dafür liegt in ihrer unkomplizierten Handhabung und der deutlich geringeren Komplikationsrate, insbesondere was Expositionen oder sekundäre Eingriffe betrifft.

Was überzeugt Sie besonders an dieser resorbierbaren Membran?

Dr. Dr. Alfons Eißing: Was mich besonders überzeugt, ist die ausgezeichnete Handhabung: Die Membran lässt sich sehr gut positionieren, pinnen und auch nähen, was bei anderen Produkten eine Schwachstelle darstellt. Dort kommt es häufiger zu Einrissen, vorzeitigem Abbau oder Problemen bei der Platzierung, insbesondere wenn die Membran eine zu hohe Spitzenelastizität aufweist und sich zurückstellt.

Bei Membrane Flex ist das anders: Sie zeigt eine gute Formstabilität und gleichzeitig eine praxisgerechte Flexibilität – das erleichtert die Anwendung deutlich. Auch im Vergleich mit Kollagenmembranen anderer Hersteller, die wir zuvor verwendet haben, punktet die Straumann® Membrane Flex besonders durch die gute intraoperative Handhabung. Sie ermöglicht eine flexible Anwendung, da sie nicht seitenspezifisch ist und sowohl trocken als auch hydriert eingesetzt werden kann, ohne an Handschuhen oder Instrumenten zu haften. Das erleichtert eine präzise Platzierung und Repositionierung. Die Membran passt sich natürlich an Defekte und Konturen an, was sie zu einer zuverlässigen Option für die tägliche Praxis in der regenerativen Therapie macht. Zudem überzeugt sie durch eine hohe Zugfestigkeit dank minimaler Quervernetzung des porcinen Peritoneums, was eine sichere Fixation mit Nähten ermöglicht. Auch wenn ich bislang noch keine sehr große Fallzahl vorweisen kann, war die Einheilung in meinen bisherigen Fällen durchweg unauffällig und klinisch überzeugend.

Was ist Ihr bewährtes Vorgehen beim Einsatz einer Membran in vestibulären Defekten, insbesondere im Hinblick auf Anpassung, Fixation und Stabilität während des Eingriffs?

Dr. Dr. Alfons Eißing: Bei typischen vestibulären Defekten gehe ich standardisiert vor: Ich würde die Membran grundsätzlich immer im trockenen Zustand zuschneiden, bevor sie in den Defekt eingebracht wird. Sobald die Membran mit Flüssigkeit in Kontakt kommt, verliert sie ihre Formstabilität und lässt sich nur noch schwer handhaben – sie verhält sich dann wie ein nasser Waschlappen und fällt in sich zusammen.

Um die passende Größe und Form der Membran im Vorfeld zu definieren, verwenden wir eine individuell angefertigte Schablone, z. B. aus der Aluminiumverpackung des Biomaterials. Diese legen wir über den Defektbereich und passen sie exakt an Breite und Länge an. So kann die Membran im trockenen Zustand präzise zurechtgeschnitten werden.Im nächsten Schritt wird die Membran zunächst basal mit zwei Pins fixiert. Danach bringe ich das Augmentationsmaterial – sei es Eigenknochen oder ein Ersatzmaterial – in den Defekt ein und positioniere die Membran darüber.

Krestal wird die Membran mit einer resorbierbaren Naht gespannt und zusätzlich über eine periostale Entlastung und Mobilisierung der Schleimhaut von lingual oder palatinal fixiert. Abschließend erfolgt der spannungsfreie Weichgewebsverschluss. So liegt die Membran stabil über dem Augmentat und ermöglicht eine zuverlässige Regeneration.

Wenn Sie auf das vergangene Jahr mit der Straumann® Membrane Flex zurückblicken – was würden Sie besonders hervorheben? Was hat Sie an der Membran nachhaltig überzeugt?

Dr. Dr. Alfons Eißing: Rückblickend war es vor allem die gute Verarbeitbarkeit, die mir in Erinnerung geblieben ist. Die Membran lässt sich sehr angenehm handhaben – sie ist zugfest, stabil und lässt sich zuverlässig fixieren, sei es durch Nähen oder Pinnen. Auch das intraoperative Handling überzeugt: Man kann sie passgenau zuschneiden, sauber über dem Defekt positionieren und selbst nach einiger Zeit noch problemlos auffinden. Für mich ist sie daher eine praxisnahe, solide Lösung für die GBR – insbesondere in Fällen, bei denen eine Kombination aus Stabilität und Flexibilität gefragt ist.

Vielen Dank, Herr Dr. Dr. Eißing, für die Einblicke in Ihre Praxis.

 

Verwandte Beiträge