Chirurgisches Verfahren
Eine Stunde vor dem ersten chirurgischen Verfahren (primäre Knochenaugmentation) wurde der Patientin als Prämedikation Amoxicillin 2.000 mg und Ibuprofen 600 mg verabreicht. Nach der lokalen Betäubung wurden sulkuläre Inzisionen an Zahn 23 und Zahn 25 gesetzt, gefolgt von einem leicht nach palatinal versetzten Kieferkammschnitt. Am mesialen Aspekt von Zahn 23 wurde eine schräg-vertikale Entlastungsinzision gesetzt, dann wurde der Mukoperiostlappen (Volllappen) abgehoben (Abb. 4). Die Ausdehnung des knöchernen Defekts wurde analysiert und die bukko-oralen und mesio-distalen Dimensionen wurden ausgemessen (Abb. 5). Ein allogener Knochenblock der entsprechenden Grösse (maxgraft® Allograft 10 x 10 x 10 mm, botiss biomaterials, Zossen, Deutschland) wurde extraoral präpariert, und es wurden zwei Schraubenlöcher in den Knochenblock gebohrt (Abb. 6 und Abb. 7). Um die Osteokonduktivität und Osteogenese zu fördern, wurden mit einem chirurgischen Rosenbohrer mehrere Perforationen in die vestibuläre Kortikalis des Kieferknochens in Regio 24 gebohrt (Abb. 8)13,14. Der Knochenblock wurde mit 2 Osteosynthese-Schrauben (Pro-Fix Bone Fixation Screw, Länge 8 mm, Osteogenics Biomedical, Lubbock, USA) in situ fixiert. Anschliessend wurden die Kanten abgerundet (Abb. 9). Das Transplantat wurde mit einem Knochenregenerationsmaterial bovinen Ursprungs (cerabone®, botiss biomaterials, Zossen, Deutschland, Abb. 10) und einer Kollagenmembran (Jason® membrane, botiss biomaterials, Zossen, Deutschland, Abb. 11) abgedeckt. Anschliessend wurde eine periostale Inzision gesetzt, um den Lappen spannungsfrei zu reponieren, die Wundränder wurden mit einem nicht resorbierbaren monofilen ePTFE-Nahtmaterial 5.0 vernäht. Der Patientin wurden Antibiotika (Amoxicillin 500 mg und Clavulansäure 125 mg, 7 Tage, drei Mal täglich), Schmerzmittel (Ibuprofen 600 mg, nach Bedarf) und 0,2 %ige Chlorhexidin-Mundspülung (zwei Mal täglich 1 Minute) verschrieben. 10 Tage postoperativ wurden die Fäden gezogen.
Nach einer komplikationsfreien Einheilzeit von 9 Monaten wurde das Implantat in Regio 24 gesetzt. Vor dem chirurgischen Eingriff erhielt die Patientin als Prämedikation Amoxicillin 2.000 mg und Ibuprofen 600 mg, dann wurde unter lokaler Betäubung ein Mukoperiostlappen (Volllappen) abgehoben. Der Situs zeigte eine gute knöcherne Einheilung und die Kieferkammbreite war günstig (Abb. 13). Die beiden Osteosynthese-Schrauben wurden entfernt (Abb. 14). Es folgte die Implantatbettpräparation mit einer herkömmlichen chirurgischen Bohrschablone, um eine optimale dreidimensionale Positionierung des Implantats zu erreichen (Abb. 15 und Abb. 16). Die Bohrsequenz folgte den Empfehlungen des Implantatherstellers, das gesetzte Implantat (Straumann Bone Level Implantat Ø 4,1 mm, Regular CrossFit RC, Länge 10 mm) erreichte eine gute Primärstabilität (Abb. 17). Um einer Knochenresorption vorzubeugen und um den durch die natürliche Remodellierung des Knochenblocks bedingten Volumenverlust auszugleichen, wurde in einem sekundären Augmentationsverfahren ein Xenograft-Knochenregenerationsmaterial (cerabone®, botiss biomaterials, Zossen, Deutschland) auf den augmentierten Bereich aufgebracht und mit einer Kollagenmembran (Jason® membrane, botiss biomaterials, Zossen, Deutschland Abb. 18) abgedeckt. Der Weichgewebslappen konnte ohne periostale Entlastungsinzision spannungsfrei reponiert werden und wurde mit einem nicht resorbierbaren monofilen ePTFE-Nahtmaterial 5.0 vernäht (Abb. 19). Das postoperative Protokoll entsprach dem nach der ersten chirurgischen Intervention.
Nach einer komplikationsfreien Einheilzeit von 8 Wochen wies das Implantat eine gute Sekundärstabilität auf, das Weichgewebsvolumen in Regio 24 war jedoch unzureichend (Abb. 20). Aufgrund der recht umfangreichen Augmentationsverfahren war das vestibuläre Weichgewebsvolumen zu gering und auch die Höhe der keratinisierten Mukosa war suboptimal. Um die Weichgewebssituation zu verbessern, wurde ein kombiniertes Bindegewebs-Schleimhauttransplantat geplant. An der Empfängerstelle wurden ein Kieferkammschnitt sowie sulkuläre Inzisionen gesetzt, anschliessend wurde eine Spaltlappentasche präpariert (Abb. 21). Am palatinalen Aspekt von Regio 25, mit einem Sicherheitsabstand von 3 mm zum Gingivalsaum, wurde das Weichgewebetransplantat mittels Ein-Schnitt-Technik entnommen (Abb. 22). Das kombinierte Bindegewebs-Schleimhauttransplantat wurde extraoral gereinigt, platziert und mit einem monofilen Polyamid-Nahtmaterial 6.0 fixiert (Abb. 23). Die Entnahme- und Empfängerstellen wurden mit einem nicht resorbierbaren monofilen ePTFE-Nahtmaterial 5.0 verschlossen (Abb. 24).
Nach einer Einheilzeit von weiteren 6 Wochen erfolgte das Re-entry mittels Mini-Rolllappentechnik15. Intraoral zeigte sich eine exzellente Hart- und Weichgewebssituation (Abb. 25). Um das ästhetische Ergebnis zu optimieren, wurde entschieden, das Weichgewebsvolumen beim Re-entry von bukkal nach oral zu augmentieren. Nach der Deepithelisierung mit einem runden Diamantbohrer (Abb. 26) wurde am palatinalen Aspekt des Implantats eine halbmondförmige Inzision gesetzt und die Verschlussschraube wurde aus dem Implantat entfernt (Abb. 27). Der kleine Schleimhautlappen wurde nach innen und unter die vestibuläre Mukosa gefaltet, anschliessend wurde ein Gingivaformer auf das Implantat gesetzt (Abb. 28).
Häufig erfordert diese Technik kein Vernähen, da der Gingivaformer das Gewebe stabil in Position hält (Abb. 28). Nach einer Einheilzeit von 2 Wochen war das Implantat bereit für das prothetische Verfahren.