#Ästhetik 11.04.2024

Erfolgreiche Periimplantitis-Therapie mit dem GalvoSurge® Dentalimplantat-Reinigungssystem: Fallbericht über einen Nachbeobachtungszeitraum von 2 Jahren

Klinischer Fallbericht von Algirdas Puišys, Litauen

Dieser Fallbericht beschreibt die erfolgreiche Behandlung einer Periimplantitis im Seitenzahnbereich mit einhergehendem Klasse-I-Knochendefekt nach Renvert und Giovannoli5. Die Implantatoberflächen wurden mit dem GalvoSurge® System gereinigt, anschliessend folgte eine chirurgische Therapie mit geführte Knochenregeneration (GBR). Infolge dieser Behandlung klangen nicht nur die klinischen Symptome ab, auch das verloren gegangene Knochengewebe regenerierte sich, sodass eine günstige Langzeitprognose erreicht wurde.

Periimplantäre Erkrankungen, insbesondere Periimplantitis, sind eine herausfordernde und häufig auftretende Komplikation nach Implantatbehandlungen.1 Mit der stetig wachsenden Zahl von Implantatbehandlungen steigt auch die Inzidenz der Periimplantitis. Diese Erkrankung entsteht durch eine Entzündung im Gewebe um ein Zahnimplantat und ist durch den fortschreitenden Verlust des periimplantären Knochengewebes charakterisiert. Potenziell kann eine Periimplantitis zu Implantatverlust und ernsten Mundgesundheitsproblemen führen.2 Primärer Auslöser der Periimplantitis sind bakterielle Biofilme auf den Oberflächen eines Implantats, die zu Entzündungsreaktionen und in der Folge zum fortschreitenden Verlust des Alveolarknochens führen. Herkömmliche Therapieansätze wie das nichtchirurgische mechanische Debridement, die Behandlung mit antimikrobiellen Wirkstoffen sowie chirurgische Verfahren versuchen, das Fortschreiten der Periimplantitis aufzuhalten oder umzukehren. Diese Verfahren stoßen jedoch häufig an ihre Grenzen.3

Das GalvoSurge® System ermöglicht einen alternativen Ansatz zur Biofilmentfernung bei Periimplantitis. Das GalvoSurge Dentalimplantat-Reinigungssystem nutzt ein innovatives, elektrolytisches Reinigungsverfahren, um aseptische Bedingungen zu schaffen und die Regeneration der periimplantären Gewebe zu fördern.4

Ausgangslage

2020 stellte sich eine 66 Jahre alte, gesunde (ASA I) Patientin, Nichtraucherin, keine medikamentöse Behandlung, keine bekannten Allergien, in unserer Klinik vor. Sie klagte über Schmerzen und festgesetzte Speisereste im Bereich eines Dentalimplantats im Seitenzahnbereich. Laut ihren Angaben nahm sie regelmäßige Nachuntersuchungstermine bei ihrem Allgemeinzahnarzt wahr und hatte sich bislang keiner periimplantären Behandlung unterzogen. Die klinische und röntgenologische Untersuchung ergab, dass das Implantat in Regio 37 die diagnostischen Kriterien für eine Periimplantitis gemäss den Definitionen der Konsensuskonferenz 2017 „World Workshop on the Classification of Periodontal and Peri-Implant Diseases and Conditions “ erfüllte.6 Unter anderem waren die diagnostischen Kriterien Blutung auf Sondierung, erhöhte periimplantäre Sondierungstiefen und umlaufender periimplantärer Knochenverlust erfüllt.

Behandlungsplanung

Nachdem der Patientin die verfügbaren Behandlungsoptionen vorgestellt und die damit assoziierten Risiken und Kontraindikationen ausführlich besprochen und bewertet worden waren, wurde der folgende Behandlungsplan beschlossen: einleitende nichtchirurgische Therapie zur gezielten Entzündungsreduktion, gefolgt von einer chirurgischen Therapie mit GBR nach Einsatz des GalvoSurge® Systems. GalvoSurge® ist ein nachweislich hochwirksames Verfahren zur Entfernung von Biofilmen von Dentalimplantaten bei Periimplantitis. Das Verfahren stellt eine gründliche Reinigung der freiliegenden Implantatoberflächen sicher und schafft die Voraussetzungen für eine Reosseointegration der Implantate.

Für die einleitende konservative Therapie wurde die prothetische Versorgung entfernt. Auf die Implantate wurden Gingivaformer platziert (Abb. 1, 2). Für das nichtchirurgische mechanische Debridement wurden herkömmliche Ultraschallinstrumente und ein Pulver-/Wasserstrahlreiniger verwendet. Anschließend wurde der Situs mit CHX 0,12 % und Metronidazol 5 mg/ml und einer Lösung aus einem lokalen Antibiotikum und Hyaluronsäure gespült. Von den Implantaten in Regio 36 und 37 mit den platzierten Gingivaformern wurde eine Röntgenaufnahme angefertigt (Abb. 3).

Nach einigen Wochen wurde die prothetische Versorgung wieder auf die Implantate geschraubt. Anschließend befolgte die Patientin ein Erhaltungsprotokoll mit regelmäßigen Kontrollterminen. Die Untersuchungen bei diesen Terminen bestätigten eine gute Compliance der Patientin und es wurden keine Zeichen von Plaque, Blutung auf Sondierung oder Entzündung festgestellt. Alle Parameter wurden gründlich untersucht und beurteilt und die Einleitung der chirurgischen Phase wurde beschlossen.

Chirurgisches Verfahren

Unmittelbar vor dem chirurgischen Verfahren wurde die klinische Situation erneut evaluiert (Abb. 4, 5). Die festsitzende prothetische Versorgung wurde entfernt (Abb. 6). Die Patientin spülte mit 0,12-prozentiger Chlorhexidindigluconat-Lösung und erhielt anschließend eine Lokalanästhesie mit Lidocain 2 % plus Epinephrin in einem Konzentrationsverhältnis von 1:100.000. Dann wurden eine intrasulkuläre und eine krestale Inzision gesetzt, um einen Mukoperiostlappen (Volllappen) zu bilden. Der Knochendefekt wurde gemäß den Definitionen der von Renvert und Giovannoli5 beschriebenen modifizierten Defekttypen als intraossärer Klasse-I-Defekt klassifiziert, charakterisiert durch das Vorhandensein aller vier Knochenwände. Dieser Defekttyp wurde als geeignet erachtet, um die Funktion und Ästhetik mittels gesteuerter Knochenregeneration (GBR) wiederherzustellen.


Ein Center of Dental Education (CoDE) ist ein Zentrum für zahnmedizinische Aus- und Fortbildung, das in ein Netzwerk von unabhängigen zahnmedizinischen Zentren auf der ganzen Welt eingebettet ist, die für Exzellenz in der zahnmedizinischen Versorgung stehen und – basierend auf Veröffentlichungen in der einschlägigen Fachliteratur und den neuesten Technologien – die modernsten und fortschrittlichste Behandlungsverfahren anbieten. CoDEs bilden den Schnittpunkt zwischen Wissenschaft und Praxis in einer realen klinischen Umgebung.


Nach Entfernung der Gingivaformer wurden die Implantatoberflächen mit CHX 0,12 % und dem GalvoSurge® System gereinigt und desinfiziert. Während des Verfahrens wurde ein metallfreier Absauger eingesetzt. Zuvor wurde die Patientin über den stark salzigen Geschmack der unbedenklichen GalvoSurge® Reinigungslösung und das erforderliche große Flüssigkeitsvolumen,welches während des Reinigungsverfahrens kontinuierlich abgesaugt wir,informiert.

Für das elektrolytische Reinigungsverfahren mit wurde der Implantat-Verbinder am Sprühkopf in die Implantat-Innenverbindung gesteckt, um eine sichere Verbindung herzustellen. Dann wurde das GalvoSurge® System eingeschaltet. Während des gesamten Reinigungsverfahrens wurde ein leichter Druck auf den Sprühkopf ausgeübt. Der Schwamm am Sprühkopf sorgt für maximalen Kontakt der Reinigungslösung mit dem behandelten Implantat (Abb. 7).

Die aufsteigenden Wasserstoffbläschen bestätigten die korrekte Anwendung des GalvoSurge® Systems. Während der 2-minütigen Behandlung bilden sich diese Wasserstoffbläschen unter dem Biofilm; die aufsteigenden Bläschen lösen den Biofilm von der Implantatoberfläche. Auf diese Weise wird das Implantat gründlich gereinigt.

Nach dem GalvoSurge® Verfahren wurde der Bereich um das Implantat und unter dem abgehobenen Gewebelappen mit steriler Kochsalzlösung gespült, um jegliche Blutgerinnsel oder Lösungsrückstände zu entfernen.

Die gründlich gereinigten Implantatoberflächen wurden kontrolliert, anschließend wurden die Gingivaformer wieder auf die Implantate platziert (Abb. 8, 9). Dann wurde das gesteuerte Knochenregenerationsverfahren (GBR) eingeleitet. Im ersten Schritt wurde eine Straumann® Membrane Flex eingebracht und mit Pins fixiert (Abb. 10). Dann wurden autogene Knochenspäne entnommen und mit botiss maxgraft® granules vermischt (Abb. 11). Das Gemisch aus Knochenspänen und maxgraft® granules wurde mit PRF vermischt und in den Defekt eingebracht (Abb. 12). Zur Abstützung des intraoralen Weichgewebes und für ein sicheres Containment des Transplantatmaterials wurde der augmentierte Bereich mit der Straumann® Membrane Flex abgedeckt, und die Membran wurde mit Pins fixiert (Abb. 13).

Der Wundverschluss erfolgte mit Nahtmaterial Vicryl® 4/0 und Prolene 6/0. Zusätzlich erhielt die Patientin eine Mundhygieneinstruktion (Abb. 14). Zehn Tage später wurden die Fäden gezogen und der Heilungsprozess der Wunde wurde begutachtet. Der Wundheilungsprozess verlief ohne Komplikationen (Abb. 15).

Nach einer Einheilzeit von 6 Monaten wurden Röntgenaufnahmen angefertigt. Diese zeigten ein optimales periimplantäres Knochenniveau (Abb. 16, 17). Um das über die Gingivaformer gewachsene Knochengewebe zu entfernen, wurde ein Gewebelappen abgehoben (Abb. 18, 19). Der Wundverschluss erfolgte mit Nahtmaterial Vicryl® 4/0 und Prolene 6/0, um die Inzision sicher und wirksam zu verschließen. anschließend wurde die prothetische Versorgung wieder sorgfältig auf die Implantate geschraubt (Abb. 20).

Zehn Tage später kehrte die Patientin zur Nachuntersuchung zurück in die Praxis und der behandelte Bereich wurde gründlich untersucht und beurteilt. Bei diesem Termin wurden die Nähte vorsichtig entfernt. Zusätzlich wurde eine Röntgenaufnahme angefertigt, um die knöcherne Regeneration und die Heilung des behandelten Bereichs zu beurteilen. Die Patientin war mit dem Behandlungsergebnis zufrieden und zeigte ein erfolgreiches und positives Ansprechen auf die Therapie (Abb. 21).

Behandlungsergebnisse

Bei den Nachuntersuchungsterminen in 2021 (Abb. 22, 23), 2022 (Abb. 24) und 2023 (Abb. 25) wurden keine biologischen oder röntgenologischen Komplikationen beobachtet. Die Ergebnisse der Nachuntersuchungstermine und des abschließenden Kontrolltermins bestätigten eine ausgezeichnete Gesundheit der intraoralen Hart- und Weichgewebe und damit die Wirksamkeit des durch das GalvoSurge® Verfahren und die gesteuerte Knochenregeneration (GBR) ergänzten chirurgischen Verfahrens. Dieser Behandlungserfolg unterstreicht die Bedeutung dieser fortschrittlichen Techniken, wenn es darum geht, optimale Patientenergebnisse zu erzielen.

Testimonal des Verfassers

Nachdem ich bei periimplantären Defekten viele Jahre lang keine adäquate Knochenregeneration erreichen konnte, war ich schließlich der Meinung, dass dies nicht möglich sei. Das änderte sich, als ich das GalvoSurge® Reinigungsverfahren in mein Behandlungsprotokoll integrierte. Der entscheidende Faktor ist eine wirksame Oberflächendesinfektion und Reinigung, und GalvoSurge® ermöglicht eine effektive Entfernung des Biofilms. Weitere wichtige Elemente einer erfolgreichen Periimplantitis-Therapie sind: konservative Therapie, Ausschaltung von negativen Einflussfaktoren und gesteuerte Knochenregeneration (GBR) zur vertikalen Knochenaugmentation.