Periimplantäre Erkrankungen, insbesondere Periimplantitis, sind eine herausfordernde und häufig auftretende Komplikation nach Implantatbehandlungen.1 Mit der stetig wachsenden Zahl von Implantatbehandlungen steigt auch die Inzidenz der Periimplantitis. Diese Erkrankung entsteht durch eine Entzündung im Gewebe um ein Zahnimplantat und ist durch den fortschreitenden Verlust des periimplantären Knochengewebes charakterisiert. Potenziell kann eine Periimplantitis zu Implantatverlust und ernsten Mundgesundheitsproblemen führen.2 Primärer Auslöser der Periimplantitis sind bakterielle Biofilme auf den Oberflächen eines Implantats, die zu Entzündungsreaktionen und in der Folge zum fortschreitenden Verlust des Alveolarknochens führen. Herkömmliche Therapieansätze wie das nichtchirurgische mechanische Debridement, die Behandlung mit antimikrobiellen Wirkstoffen sowie chirurgische Verfahren versuchen, das Fortschreiten der Periimplantitis aufzuhalten oder umzukehren. Diese Verfahren stoßen jedoch häufig an ihre Grenzen.3
Das GalvoSurge® System ermöglicht einen alternativen Ansatz zur Biofilmentfernung bei Periimplantitis. Das GalvoSurge Dentalimplantat-Reinigungssystem nutzt ein innovatives, elektrolytisches Reinigungsverfahren, um aseptische Bedingungen zu schaffen und die Regeneration der periimplantären Gewebe zu fördern.4
Ausgangslage
2020 stellte sich eine 66 Jahre alte, gesunde (ASA I) Patientin, Nichtraucherin, keine medikamentöse Behandlung, keine bekannten Allergien, in unserer Klinik vor. Sie klagte über Schmerzen und festgesetzte Speisereste im Bereich eines Dentalimplantats im Seitenzahnbereich. Laut ihren Angaben nahm sie regelmäßige Nachuntersuchungstermine bei ihrem Allgemeinzahnarzt wahr und hatte sich bislang keiner periimplantären Behandlung unterzogen. Die klinische und röntgenologische Untersuchung ergab, dass das Implantat in Regio 37 die diagnostischen Kriterien für eine Periimplantitis gemäss den Definitionen der Konsensuskonferenz 2017 „World Workshop on the Classification of Periodontal and Peri-Implant Diseases and Conditions “ erfüllte.6 Unter anderem waren die diagnostischen Kriterien Blutung auf Sondierung, erhöhte periimplantäre Sondierungstiefen und umlaufender periimplantärer Knochenverlust erfüllt.
Behandlungsplanung
Nachdem der Patientin die verfügbaren Behandlungsoptionen vorgestellt und die damit assoziierten Risiken und Kontraindikationen ausführlich besprochen und bewertet worden waren, wurde der folgende Behandlungsplan beschlossen: einleitende nichtchirurgische Therapie zur gezielten Entzündungsreduktion, gefolgt von einer chirurgischen Therapie mit GBR nach Einsatz des GalvoSurge® Systems. GalvoSurge® ist ein nachweislich hochwirksames Verfahren zur Entfernung von Biofilmen von Dentalimplantaten bei Periimplantitis. Das Verfahren stellt eine gründliche Reinigung der freiliegenden Implantatoberflächen sicher und schafft die Voraussetzungen für eine Reosseointegration der Implantate.
Für die einleitende konservative Therapie wurde die prothetische Versorgung entfernt. Auf die Implantate wurden Gingivaformer platziert (Abb. 1, 2). Für das nichtchirurgische mechanische Debridement wurden herkömmliche Ultraschallinstrumente und ein Pulver-/Wasserstrahlreiniger verwendet. Anschließend wurde der Situs mit CHX 0,12 % und Metronidazol 5 mg/ml und einer Lösung aus einem lokalen Antibiotikum und Hyaluronsäure gespült. Von den Implantaten in Regio 36 und 37 mit den platzierten Gingivaformern wurde eine Röntgenaufnahme angefertigt (Abb. 3).