Die Sofortimplantation und die sofortige Versorgung im Frontzahnbereich zum langfristigen periimplantären Gewebeerhalt
Ein klinischer Fallbericht von Dr. Eleftherios Grizas und ZTM Nina Lindemann
Ein klinischer Fallbericht von Dr. Eleftherios Grizas und ZTM Nina Lindemann
Die Rekonstruktion der dentofazialen Harmonie in der ästhetischen Zone stellt eine der größten Herausforderungen in der Implantologie dar. Die Überlebensrate sofort eingesetzter Implantate, die auf deren erfolgreicher Osseointegration beruht, weist in der Literatur im Vergleich zur Überlebensrate von Implantaten, die in ausgeheilten Knochen inseriert wurden, keine signifikanten Unterschiede auf [1]. Dennoch ist für eine erfolgreiche implantologische Behandlung nicht nur die Osseointegration, sondern auch das Erscheinungsbild des periimplantären Weichgewebes wichtig. Sind die geforderten anatomischen Voraussetzungen gegeben und verfügt der Behandler über ausreichend Erfahrung und Kompetenz, führt das nachfolgend beschriebene Vorgehen zu einem vorhersagbaren Langzeitergebnis [2].
Die 32-jährige Patientin stellte sich mit einer persistierenden Aufhellung apikal des Zahnes 11 vor. Aufgrund eines Frontzahntraumas wurde bereits alio loco der Zahn 11 mit einer Wurzelbehandlung sowie eine Wurzelspitzeresektion versorgt. Die Patientin äußerte den Wunsch nach einer langfristigen Lösung.
Klinisch wies die Patientin einen dicken Gewebe Phänotyp auf (Abb. 1). Zum Zeitpunkt ihrer Vorstellung konnte keine akute Infektion festgestellt werden. Radiologisch war die bukkale Lamelle am Zahn 11 intakt. Zusätzlich war das Knochenangebot apikal des Zahnes 11 ausreichend (Abb. 2). Die Ausgangslage konnte für ein ästhetisches Behandlungsergebnis nach einer Sofortimplantation mit kontrollierter Sofortbelastung insgesamt als günstig beurteilt werden.
Der erste Schritt der Behandlung ist die gewebeschonende Entfernung des Zahnes, in diesem Fall mit dem Benex-System. Hier wird durch eine axiale Kraftübertragung der Zahn schonend entfernt (Abb. 3). Dieses Vorgehen ermöglicht den Erhalt der wertvollen anatomischen Strukturen (Abb. 4).
Die unterdimensionierte Aufbereitung des Implantatlagers (Abb. 5 a, b, c) sowie die Anwendung eines Implantates mit aggressiver konischer Makrogeometrie (Abb. 6, 7) erlauben das Erreichen einer adäquaten Primärstabilität (Abb. 8).
Die Dimensionsveränderung des Alveolarknochens nach Zahnextraktion kann durch eine Sofortimplantation nicht beeinflusst werden [3]. Um diesen Heilungsprozess positiv zu beeinflussen, wird der Spalt zwischen dem Implantat und der bukkalen Knochenlamelle mit einer Kombination von langsam resorbierbarem xenogenen Material und Eigenknochenspänen aufgefüllt (Abb. 9). Diese Maßnahme dient dem Versuch, das Blutkoagulum zu stabilisieren und die Atrophie im Bereich der fazialen Seite des Implantates zu kompensieren. Dieser Art der Augmentation kann die vestibulär-orale Schrumpfung zwar nicht komplett verhindern, aber signifikant reduzieren [4]. Um das ursprüngliche Volumen der Region zu bewahren, ist die zusätzliche weichgewebige Augmentation mit einem Bindegewebe-Transplantat empfehlenswert (Abb. 10 a, b, c, d, e), [5].
Um das marginale Weichgewebe inklusive der Papillen zu stützen und somit den Kollaps der parodontalen Strukturen zu verhindern, ist die sofortige provisorische Versorgung sinnvoll. Die Eigenzahnkrone der Patientin wird auf ein verschraubtes Provisorium umgearbeitet und am Tag der Operation eingegliedert (Abb. 11, 12). Der Patientin wurde weiche Kost für die nächsten 10 Wochen verordnet.
Die definitive Versorgung findet nach einer Heilungszeit von 4 Monaten statt (Abb. 13 a, b). Ein Hybrid-Abutment aus Zirconiumdioxid sowie eine vollkeramische Krone aus Glaskeramik sorgen für die Wiederherstellung der verlorenen Zahnkrone (Abb. 14, 15). Die radiologische Untersuchung zeigt eine reizlose periimplantäre knöcherne Regeneration (Abb. 16 a, b, c).
Für den implantatprothetischen Ersatz eines zentralen Frontzahnes in einer geschlossenen Zahnreihe sollten verschiedene biologische, chirurgische sowie restaurative Faktoren beurteilt werden und in einem klaren Behandlungskonzept zwischen Zahnarzt und Zahntechniker definiert sein. Das hier vorgestellte Konzept ermöglicht es, bei korrekter Patientenauswahl, ein prognostizierbares, ästhetisches und naturidentisches Erscheinungsbild zu erzielen.