Die additive Fertigung (AM, Additive Manufacturing) bzw. der 3D-Druck hat in den vergangenen Jahren eine so hohe Aufmerksamkeit erfahren wie kaum ein anderes Herstellungsverfahren. Dabei existiert das Vorgehen bereits seit mehr als drei Jahrzehnten und hat sich z. B. für Prototypen oder im Maschinenbau bewährt. Auch in Bereichen wie Architektur, Design, Unterhaltungsindustrie etc. ist die additive Fertigung längst angekommen. Einer der momentan interessantesten und stark erforschtesten Bereiche ist der 3D-Druck im Gesundheitswesen bzw. der Medizin. Beispielsweise wird beim Tissue Engineering versucht, durch Zellbesiedlung auf gedruckten Gerüsten biologisches Gewebe herzustellen [9]. Auch bei der patientenindividualisierten Nachbildung anatomischer Formen kommt dem 3D-Druck hohes Potenzial zu. In Kombination mit digitalen bildgebenden Verfahren (z. B. Computertomografie) lassen sich DICOM-Daten erzeugen, Segmente als STL-Format extrahieren und Implantate (z. B. Chirurgie) oder anatomische Modelle (z. B. für die Operationsplanung) drucken. Auch in der Zahnmedizin und Zahntechnik wird der 3D-Druck angewandt. Hier haben sich unterschiedliche 3D-Druckverfahren etabliert [13]. In Dentallaboren gängig ist das Drucken von Hilfsmitteln (z. B. Kiefermodelle, Abformlöffel, Bohrschablonen). Auch Schienen, Bissschablonen oder Prothesenbasen werden oft über den 3D-Druckprozess umgesetzt. Beim Drucken von keramischen Materialien für Zahnersatz sind interessante Entwicklungen zu beobachten [12], durch welche sich Herstellungsweisen in Zukunft möglicherweise verändern könnten. Aktuell zeigt zudem die Forschung im dentalen 3D-Bioprinting (Tissue Engineering) spannende Möglichkeiten auf, wie z. B. das Drucken von patientenspezifischen Knochenersatzmaterialien und Implantaten sowie von zellbeladenen 3D-Strukturen [14]. Doch nicht nur in Forschung, Fertigungsindustrie oder Dentallabor, sondern auch in der Zahnarztpraxis schließen 3D-Drucker als ergänzende Technologie eine Lücke im digitalen Workflow.
3D-Drucker in der Zahnarztpraxis
In Zahnarztpraxis, Praxislabor und Dentallabor bietet der 3D-Druck viele Vorteile. Unter anderem können Objekte mit komplexen Geometrien (z. B. Modelle, Bohrschablonen, Abformlöffel) innerhalb einer kurzen Produktionszeit hergestellt werden. Im Gegensatz zum subtraktiven Fräsen tritt kein wesentlicher Materialverlust auf. In der Zahnarztpraxis wird in der Regel mit harzbasierten, lichthärtenden 3D-Druckersystemen gearbeitet. Hauptsächlich angewandt wird der 3D-Druck basierend auf der DLP- und SLA-Technologie. Maßgeblicher Unterschied beider Verfahren ist die Art der Lichtquelle für die Polymerisation. Beim SLA-Drucker erfolgt die Materialhärtung über einen Laserstrahl punktuell. Hingegen basiert die Polymerisation des Druckharzes beim DLP-Drucker (Digital Light Processing) auf einem Beamer; die zu druckende Schicht härtet flächig aus. Dies beschleunigt den Druckprozess. Beispiel für ein modernes 3D-Drucksystem mit DLP-Funktionsweise ist der Straumann® CARES® P20 aus dem Hause Rapid Shape.
Praxistaugliche Anwendung
Grundsätzlich folgen moderne Druckersysteme häufig automatisierten Abläufen. Trotzdem bedarf die Arbeit mit dem Drucker eines grundlegenden technischen Verständnisses für digitale Technologien und etwas Erfahrung im Bereich der CAD-Konstruktion. Der eigentliche Druckprozess erfolgt vergleichsweise schnell. Bei der Bewertung der Gesamtfertigungszeit ist zusätzlich zur Konstruktion und dem Druck die Nachbearbeitung (Reinigung, Lichthärtung) des gedruckten Bauteils zu beachten [10, 16]. Das sogenannte Post-Processing bestimmt die Qualität bzw. Materialgüte des gedruckten Objektes signifikant [11]. Hinsichtlich einer einfachen und zugleich sicheren Nachbearbeitung ist es sinnvoll, auf 3D-Druckersysteme zurückzugreifen, die eine weitestgehend automatisierte Prozesskette abbilden. Beispiele sind die Drucker aus der Straumann® CARES® P series, die in eine validierte Prozesskette eingebettet sind. Systembestandteile sind:
- 3D-Drucker mit Software,
- verschiedene 3D-Druckharze,
- automatisches Reinigungssystem (Straumann® CARES® P wash) und
- automatisiertes Lichthärtegerät (Straumann® CARES® P cure).
3D-Druck von Zahnersatz in der Zahnarztpraxis
Die dentalen Anwendungsbereiche für 3D-Drucker sind vielfältig. Neuralgischer Punkt war bislang der Druck von Zahnersatz. Zwar kann mit einem 3D-Drucker jedwede Geometrie umgesetzt werden, allerdings bedarf es entsprechender Materialien. Dentale Druckmaterialien (Harze) müssen den Ansprüchen für die intraorale Verwendung (Medizinproduktegesetz) entsprechen. Seit einiger Zeit gibt es Druckharze, die für festsitzende Restaurationen (Kronen, Brücken) freigegeben sind. Hierzu gehört das lichthärtende Komposit P pro Crown & Bridge (Straumann) für die additive Herstellung temporärer Front- und Seitenzahnversorgungen. Der digitale Workflow – nachfolgend am Beispiel der Implantologie dargestellt – wird damit zur Realität und bietet interessante Alternativen zum konventionellen Weg. So kann das Drucken von temporären Kronen als Alternative zum aufwendig händisch gefertigten oder gefrästen Provisorium erachtet werden.