#Sofortversorgung 26.07.2021

Exzentrische Sofortimplantation in einer Wurzelalveole eines Molaren

Implantatkrone mit Cantilever Design

Dieser Fallbericht beschreibt die erfolgreiche Sofortimplantation eines Straumann® TLX Implantats in eine Wurzelalveole eines Molaren. Das Implantatdesign erleichterte das Erreichen von Primärstabilität ohne Guided Surgery-Verfahren und erfüllte die Erwartungen der Patientin, deren Anliegen es war, weniger Behandlungstermine in der Zahnklinik wahrnehmen zu müssen.

Ausgangslage

Eine normalgesunde 37-jährige Patientin ohne systemische Erkrankungen stellte sich mit Schmerzen im linken Unterkiefer im Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich vor. Sie äusserte den Wunsch nach einer weniger zeitaufwendigen und kostenintensiven zahnmedizinischen Behandlung mit einer reduzierten Anzahl an chirurgischen Interventionen. Die intraorale Untersuchung von Regio 36 ergab eine Wurzelkaries und eine fehlende Zahnkrone (Abb. 1, 2). Auf der Röntgenaufnahme waren die Wurzelfüllungen einer vorangegangenen Wurzelbehandlung zu erkennen und eine periapikale Läsion rund um die mesiale Zahnwurzel (Abb. 3). In Regio 36 lagen bei Knochenklasse 2 keine anatomischen Defekte vor. Die Mundhygiene der Patientin war gut.

Behandlungsplanung

Die Besprechung der Vorteile, Bedenken und alternativen Behandlungslösungen mit der Patientin gefolgt von einer gemeinsamen und gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung waren unverzichtbar für einen erfolgreichen Behandlungsplan, der den Bedürfnissen unserer Patientin entsprach.

Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte und der Erwartungen der Patientin wurde entschieden, eine Sofortimplantation durchzuführen und das Implantat mit einer Einzelkrone mit Cantilever-Design zu versorgen.

Behandlungsplan und Begründung der einzelnen Schritte:

  • Schonende, 2 bis 3 Wurzelalveolen erhaltende Extraktion des Molaren
  • Sofortimplantation in die mesiale Wurzelalveole
  • Setzen eines TLX Implantats, um die Primärstabilität innerhalb der knöchernen Ummantelung und eine optimale Weichgewebereaktion zu gewährleisten.
  • Auffüllung der Knochendefekte und verbleibenden Wurzelalveolen mit einem Xenograft-Material
  • Einsetzen einer Einheilkappe zur Stabilisierung der Weichgewebekonturen
  • Versorgung mit einer Einzelkrone mit Cantilever-Design, um die effektive Mundhygiene zu erleichtern

Chirurgisches Verfahren

Der Patientin erhielt eine lokale Infiltrationsanästhesie (Articain 4 % mit Epinephrin 1:100.000), und der linke N. alveolaris inferior wurde blockiert. Mit einer Swann-Morton-Skalpellklinge Nr. SM67 wurde eine intrasulkuläre, suprakrestale Inzision um Regio 36 und die Nachbarzähne angelegt. Nach Lappenhebung wurde der Restzahn in drei Fragmente geteilt und extrahiert (Abb. 4, 5).

Es folgte eine sequentielle Implantatbettpräparation. Abbildung 6 zeigt den in die mesiale Wurzelalveole eingebrachten Pilotbohrer. Im Anschluss an die Implantatbettpräparation wurde ein Sofortimplantat (Straumann® TLX SP, 4.5 RT; Länge: 12 mm) in die Alveole eingebracht (Abb. 7). Eine gemäss der Gingivahöhe (2 mm) passende Einheilkappe wurde eingesetzt, die intraossären Defekte und die distale Wurzelalveole wurden mit Knochenregenerationsmaterial aufgefüllt (Abb. 8).

Nach der Adaptation der Wundränder wurden Einzel- und Kreuznähte gesetzt, wobei auf eine Barrieremembran zur Abdeckung des Knochenregenerationsmaterial verzichtet wurde (Abb. 9). Anschliessend wurde eine periapikale Röntgenaufnahme angefertigt, um die Implantatposition und die Passung der Einheilkappe zu bestätigen (Abb. 10).

Die nachstehenden Aufnahmen zeigen die intraoralen Gewebe eine Woche nach dem Setzen des Implantats, vor (Abb. 11) und nach der Entfernung der Nähte (Abb. 12). Die Gewebe sind gesund, ihr Zustand dem Stadium der Heilungsphase entsprechend.

Prothetisches Verfahren

Die klinische Untersuchung 3 Monate nach dem Setzen des Implantats ergab eine komplikationsfreie Heilung und gesunde periimplantäre Weichgewebe. Die Abbildungen 13 und 14 zeigen die okklusale Ansicht mit und ohne Einheilkappe.

Die röntgenologische Beurteilung bestätigte den erwartungsgemässen Knochenumbau rund um den Implantathals (Abb. 15).

Nachdem die stabile Osseointegration des Implantats röntgenologisch bestätigt worden war, wurden mit dem TRIOS® 3 (3Shape) Intraoral Scanner die digitalen Abformungen unter Verwendung eines Scankörpers vorgenommen. Abbildung 16 zeigt die okklusale Ansicht, Abbildung 17 zeigt die vestibuläre Ansicht.

Die Scandaten wurden an eine CADCAM-Software übermittelt. In dieser Software wurde eine monolithische Implantatkrone mit einem distalen Cantilever konstruiert (Abb. 18, 19).

Die monolithische Zirkondioxidkrone (kubisches Zirkondioxid DD cube ONE® ML; 4Y-TZP) wurde in einem CAM-System (Programill PM7) hergestellt; bei der Einprobe wurde die Schraube gemäss den Angaben in der Gebrauchsanweisung des Herstellers angezogen (Abb. 20, 21).

Abbildung 22 zeigt die fertiggestellte Implantatkrone auf dem digitalen Implantatmodell (Objet Eden, Stratasys). Für die verschraubte Krone wurde ein Titanbasis-Sekundärteil (Variobase®, AH 6 mm, TorcFit™ Verbindung) gewählt (Abb. 23, 24).

Die finale Implantatkrone wurde vier Monate nach dem Setzen des Implantats eingepasst (Abb. 25). Die Schraube wurde mit 35 Ncm angezogen, anschliessend wurde das Schraubenzugangsloch mit Teflon und Kompositharz verschlossen. (Abb. 26-28). Die Stabilität der periimplantären Knochengewebe wurde durch eine periapikale Röntgenaufnahme bestätigt (Abb. 29). Abschliessend erhielt die Patientin eine Mundhygieneinstruktion.

Behandlungsergebnisse

Das vollkonische Implantatdesign des Straumann® TLX Implantats trug zum Erfolg der Sofortimplantation in eine Molarenalveole bei, es wurde eine optimale Primärstabilität erreicht. Zu den Vorteilen dieser Behandlungsoption gehörten: reduzierte Anzahl von chirurgischen Interventionen, kürzere Behandlungsdauer, geringere Behandlungskosten und einfache Implantatinsertion in die Wurzelalveole des extrahierten Molaren.

Expertentipps

Die Sofortimplantation in eine Molarenwurzelalveole wird in den folgenden klinischen Situationen empfohlen:

  • gesundes Parodontium,
  • keine oder lediglich leichte Infektion vor Zahnextraktion,
  • intakte Alveolarwände ohne/mit geringfügigen Dehiszenzdefekten,
  • wenn eine Unterpräparation des Implantatbetts gewünscht ist,
  • wenn ein Guided Surgery-Verfahren vermieden werden soll.