#Sofortversorgung 02.08.2021

Sofortimplantation eines TLX Implantats

Implantation in die Extraktionsalveole eines Oberkiefer-Molaren

Dieser klinische Fallbericht beschreibt die Extraktion eines nicht erhaltungswürdigen ersten Oberkiefer-Molaren und die erfolgreiche Sofortimplantation eines Straumann® TLX Implantats mit provisorischer Sofortversorgung. Das Gewindedesign des Implantatkörpers in Verbindung mit dem klassischen Tissue Level Halsdesign sorgte für eine optimale Primärstabilität und ermöglichte das Einsetzen einer provisorischen Sofortversorgung. Die endgültige prothetische Versorgung konnte dank der verkürzten Einheilzeit des Implantats aus Titan-Zirkonium-Legierung (Roxolid®) mit SLActive® Oberfläche bereits zweieinhalb Monate nach dem implantatchirurgischen Verfahren eingesetzt werden.

Ausgangslage

Eine 48-jährige Patientin stellte sich mit einem nicht erhaltungswürdigen ersten Oberkiefer-Molaren im Center for Implant, Esthetic and Innovative Dentistry der Indiana University School of Dentistry, USA vor (Abb. 1). Die medizinische Anamnese war unauffällig, und die Patientin war Nichtraucherin. Ihr allgemeiner Gesundheitszustand und ihre Mundhygiene waren gut. Die klinische Voruntersuchung ergab einen adäquaten Interokklusalabstand mit einem adäquaten mesio-distalen Platzangebot für die prothetische Versorgung (Abb. 2). Es lag keine Infektion vor, die Weichgewebe waren von mittlerer Dicke, ohne Rezession und ohne Entzündungszeichen. Die Patientin hatte eine mittelhohe Lachlinie und eine realistische Erwartungshaltung in Bezug auf das ästhetische Ergebnis.

Die Röntgenaufnahme zeigte stark divergierende Zahnwurzeln, keine periapikalen Läsionen, > 4 mm ortsständigen Knochen apikal der Wurzelspitzen und ein breites interradikuläres Knochenseptum. (Abb. 3, 4)

Behandlungsplanung

Die Scans der intraoralen Situation und die virtuelle Kieferrelationsbestimmung wurden mit einem Intraoral-Scanner (Virtuo Vivo™, Institut Straumann AG) durchgeführt. Die DICOM-Dateien mit den DVT-Aufnahmen und eine STL-Datei mit den intraoralen Scandaten wurden in eine Implantat-Planungssoftware (coDiagnostiX®, Institut Straumann AG) importiert. Das diagnostische Wax-up wurde ebenfalls in dieser Software erstellt (Abb. 5).

Der chirurgische Plan wurde unter Simulation einer Sofortimplantation (TLX WT Ø 5,5 x 8 mm; Institut Straumann AG) in der Planungssoftware coDiagnostiX® entwickelt. Nach sorgfältiger Abwägung und Berücksichtigung aller Faktoren wurde entschieden, den Zahn ohne Lappenpräparation zu extrahieren, gefolgt von der Sofortimplantation eines Straumann® TLX Implantats und der Auffüllung der periimplantären Spalte mit DBBM+C (deproteinisierte bovine mineralisierte Knochenmatrix + Kollagen) (Abb. 6 – 9).

Nach Fertigstellung des chirurgischen Behandlungsplans wurde die Datei in eine CADCAM-Designsoftware (CARES® Visual, Institut Straumann AG) importiert, um eine provisorische Versorgung mit einem vorgefertigten Schraubenzugangskanal zu konstruieren. Die provisorische Versorgung wurde im 3D Druck aus einem keramisch gefüllten Hybridmaterial hergestellt. (Abb. 10 – 13).

Chirurgisches Verfahren

Das chirurgische Verfahren wurde unter Lokalanästhesie durchgeführt. Der erste Oberkiefer-Molar wurde ohne Lappenhebung extrahiert. Um die bukkale Knochenwand und das interradikuläre Knochenseptum zu erhalten, wurden die Zahnwurzeln durchtrennt. Anschliessend wurde eine Bohrschablone platziert, und die Implantatbettpräparation wurde gemäss dem Straumann® TLX Bohrprotokoll für Knochen mittlerer Dichte durchgeführt. Die Implantatbettpräparation endete mit dem Bohrer Ø 4,3 mm. Um eine verbesserte Primärstabilität zu erreichen, wurde ein Implantat mit Ø 5,5 mm in das unterpräparierte Implantatbett gesetzt. Primärstabilität wurde mit einem Insertionsdrehmoment von 45 Ncm erreicht, der Implantatstabilitätsquotient (ISQ) betrug 70. Die Spalte zwischen dem Implantat und den Alveolarwänden wurden vollständig mit einem DBBM+C-Material aufgefüllt. (Abb. 14 – 19).

Prothetisches Verfahren

Nach der Implantatinsertion wurde das Provisoriumssekundärteil (Provisoriumssekundärteil für Krone, Institut Straumann AG) mit 15 Ncm auf dem Implantat befestigt. Die 3D gedruckte provisorische Krone wurde eingeprobt und bearbeitet, um einen korrekten und vollständigen Sitz auf dem Provisoriumssekundärteil sicherzustellen. Dann wurde die provisorische Krone mit einem selbsthärtenden Dentalkunststoff auf das Provisoriumssekundärteil geklebt. Die provisorische Krone wurde vom Implantat entfernt und im Dentallabor nachbearbeitet und poliert. Zum Schutz wurde die provisorische Krone mit einer transparenten, lichthärtenden Beschichtung versehen (Abb. 20 – 24).

Nach einer zweimonatigen Heilungsphase ohne Komplikationen wurde mit einem Intraoral-Scanner (Virtuo Vivo™, Institut Straumann AG) die Abformung für die definitive Versorgung vorgenommen. Der Scankörper (Mono-Scankörper, Institut Straumann AG) wurde mit 15 Ncm am Implantat fixiert. Die intraoralen Scans und die virtuelle Kieferrelationsbestimmung wurden im PLY-Format exportiert und in eine CADCAM-Designsoftware (CARES® Visual, Institut Straumann AG) importiert, um die definitive prothetische Versorgung auf einem vorgefertigten Sekundärteil (Variobase® für Krone, Institut Straumann AG) zu konstruieren. Die Krone wurde aus einem mehrschichtigen ultrahochtransluzenten Zirkondioxid-Material (zerion® UTML, Institut Straumann AG) gefräst. Anschliessend wurde die Zirkondioxidkrone individuell charakterisiert und glasiert. Die Krone wurde mit einem Dentalkunststoff auf das vorgefertigte Sekundärteil geklebt. Die Patientin kam zur Eingliederung der definitiven Versorgung in unsere Klinik. Die Krone wurde eingeprobt und nach Bestätigung der ästhetischen und funktionellen Ergebnisse mit 35 Ncm am Implantat fixiert. Das Schraubenzugangsloch wurde mit Teflon und einem lichthärtenden Kompositkunststoff verschlossen (Abb. 25 – 30).

Behandlungsergebnisse

Dieser Patientenfall mit Sofortimplantation und Sofortbelastungsprotokoll wurde unter Verwendung eines vollständig digitalen Workflows mit digitaler Datenerfassung, digitaler chirurgischer Planung, einem computergestützten Guided Surgery-Verfahren und CADCAM-gefertigten provisorischen und definitiven Versorgungen durchgeführt. Um bei der Sofortimplantation eine hohe Primärstabilität als eine Voraussetzung für die Sofortbelastung zu erreichen, wurde das neu designte Straumann® TLX Implantatsystem mit vollkonischen Tissue Level Implantaten (TLX) verwendet. Mit dem Roxolid® Implantat mit SLActive® Oberfläche konnte der Behandler ein vorhersagbares Ergebnis bei kürzerer Einheilzeit und einer insgesamt kürzeren Behandlungsdauer erreichen. Die Patientin war mit dem Sofortversorgungskonzept und den ästhetischen und funktionellen Ergebnissen dieser Behandlung zufrieden.