#Sofortversorgung 08.09.2022

Sofortimplantation eines neuen vollkonischen Tissue Level Implantats

Ein klinischer Fallbericht von Mario Roccuzzo, Italien

Im September 2019 stellte sich ein 53-jähriger Patient, Nichtraucher, nach Fraktur seines ersten Prämolaren im rechten Oberkiefer zur Behandlung in unserer Praxis vor. Der Patient zeigte leichte Symptome einer Parodontalerkrankung, darunter mehrere Gingivarezessionen. Auf der Röntgenaufnahme war periapikal eine ausgedehnte röntgenstrahlendurchlässige Zone zu erkennen sowie distal ein gewisser Verlust des approximalen Knochens. Eine gründliche intraorale Untersuchung ergab eine Wurzelkaries unter Beteiligung der distalen Furkation. Da ein unzureichendes Angebot an gesundem Dentin vorlag, war eine Präparation des Zahnstumpfes für eine herkömmliche Krone nicht möglich.

Ausgangslage

Im September 2019 stellte sich ein 53-jähriger Patient, Nichtraucher, nach Fraktur seines ersten Prämolaren im rechten Oberkiefer zur Behandlung in unserer Praxis vor (Abb. 1). Der Patient zeigte leichte Symptome einer Parodontalerkrankung, darunter mehrere Gingivarezessionen. Auf der Röntgenaufnahme war periapikal eine ausgedehnte röntgenstrahlendurchlässige Zone zu erkennen sowie distal ein gewisser Verlust des approximalen Knochens (Abb. 2). Eine gründliche intraorale Untersuchung ergab eine Wurzelkaries unter Beteiligung der distalen Furkation (Abb. 3). Da ein unzureichendes Angebot an gesundem Dentin vorlag, war eine Präparation des Zahnstumpfes für eine herkömmliche Krone nicht möglich.

Der Patient war nicht gewillt, sich einer kieferorthopädischen Extrusion des Zahns zu unterziehen. Darüber hinaus hätte ein apikal reponierter Lappen nach der orthodontischen Behandlung sehr wahrscheinlich zu einer sehr langen Zahnkrone geführt. Nach der klinischen Beurteilung und dem Aufklärungsgespräch willigte der Patient in eine Behandlung mit Extraktion von Zahn 14 und Sofortimplantation ein.

Chirurgisches Verfahren

Um das Trauma während der Behandlung zu minimieren, wurde der Zahn vorsichtig durchtrennt, bevor beide Wurzeln extrahiert wurden (Abb. 4). Auf Inzisionen wurde verzichtet, um das Risiko für eine Weichgewebedehiszenz zu verringern. Vor dem Setzen des Implantats wurde der Situs sorgfältig gereinigt und jegliche Auflagerungen wurden mittels Kürettage/Debridement vorsichtig entfernt. Mit einer Parodontalsonde wurden die Abmessungen der Extraktionsalveole ermittelt (Abb. 5). Anschliessend wurde ein TLX SP RT Roxolid® SLActive® Implantat Ø 3,75 mm x 12,0 mm (Straumann) gemäss dem empfohlenen chirurgischen Protokoll des Implantatherstellers gesetzt. Das selbstschneidende Implantat wurde mit dem Winkelhandstück eingebracht und erreichte eine hohe Primärstabilität (Abb. 6 & 7). Das Implantat wurde gemäss der Philosophie des International Team for Implantology „so flach wie möglich, so tief wie nötig“ platziert, sodass der obere Rand der SLActive® Oberfläche auf Höhe des krestalen Knochens zu liegen kam. Durch die Verwendung eines durchmesserreduzierten Implantats konnte mehr Knochensubstanz rund um das Implantat erhalten werden, was den langfristigen Implantaterfolg begünstigt. Das Implantat wurde etwas palatinal des Kieferkamms gesetzt, sodass bukkal ausreichend Platz blieb (Abb. 8).

In den Spalt zwischen dem Implantat und der bukkalen Knochenwand wurde ein formbarer Kegel aus synthetischen Granula und porzinen Kollagenfasern (botiss biomaterials) eingebracht, um den Knochenabbau und eine mögliche Weichgewebsrezession zu reduzieren (Abb. 9). Die mesiale Papille wurde mit Nahtmaterial Vicryl® 4/0 gesichert (Abb. 10). Die postoperative Röntgenaufnahme bestätigte die gute Positionierung des Implantats in der vertikalen Dimension (Abb. 11). Der Patient wurde angewiesen, den behandelten Bereich nur sehr vorsichtig mit einer weichen Bürste zu reinigen sowie dreimal täglich eine Minute lang mit einer 0,12%igen Chlorhexidindigluconat-Lösung zu spülen. Die Nähte verblieben eine Woche in situ (Abb. 12). In den ersten vier Wochen nach dem chirurgischen Verfahren kam der Patient einmal wöchentlich zur Kontrolluntersuchung in die Praxis. Die Einheilung verlief komplikationsfrei. (Abb. 13 und 14). Schliesslich erhielt der Patient eine Einweisung in die korrekte Zahnreinigung mit der Zahnbürste, um eine adäquate Plaquekontrolle ohne Verletzung des Weichgewebes sicherzustellen.

Prothetisches Verfahren

Sechs Wochen nach dem chirurgischen Verfahren war die periimplantäre Mukosa frei von jeglichen Entzündungszeichen und wies eine optimale Weichgewebekontur auf (Abb. 15). Nach der Maturation des Weichgewebes wurde eine Abformung vorgenommen und die provisorische Krone wurde eingesetzt (Abb. 16 – 18). Die provisorische Krone verblieb für drei Monate in situ, um die Ausformung/Maturation des Weichgewebes für eine ideale endgültige ästhetische Restauration zu unterstützen. Bei der Untersuchung des periimplantären Weichgewebes mit einer Parodontalsonde vor der Eingliederung der definitiven VMK-Krone zeigten sich physiologische Sondierungstiefen (Abb. 19). Der Patient wurde aufgefordert, eine personalisierte unterstützende Parodontaltherapie zu befolgen, um die klinischen und röntgenologischen Ergebnisse der erfolgten Behandlung zu sichern.

Behandlungsergebnisse

Die Röntgenuntersuchung im Juli 2020 bestätigte die korrekte Passung der prothetischen Krone auf dem Implantat und ein gutes approximales krestales Knochenniveau (Abb. 20). Die Plaquekontrolle war adäquat, die gemessenen Sondierungstiefen waren physiologisch und rund um die neue Krone wurde keine Blutung bei Sondierung festgestellt (Abb. 21). Danksagung: Der Autor bedankt sich bei Francesco Cataldi, Dentallabor Francesco Cataldi Turin, Italien, für die Durchführung der Laborarbeiten.