Der Goldstandard für die Herstellung von dentalen Implantaten ist bis jetzt kommerziell reines Titan oder seine Legierungen. Für diese Implantate sind Überlebensraten von 92-100 Prozent beschrieben1-3. Es besteht kein signifikanter Unterschied ob die Implantate als Sofortimplantate oder konventionelle Implantate, mehr als sechs Monate post extractionem, inseriert werden4. Weiter zeigt sich für Titanimplantate eine Fülle an randomisierten kontrollierten Studien auf höchstem Evidenzniveau.
Warum Zirkoniumdioxid?
Aufgrund der steigenden ästhetischen Ansprüche der Patienten wird immer häufiger aber auch die Verwendung von Keramik nachgefragt. In der ästhetischen Zahnmedizin gerade bei der Versorgung mit Veneers, aber auch bei der Herstellung individueller Abutments für Zahn- und Implantat getragene Vollkeramikrestaurationen hat sie einen hohen Stellenwert. Und Keramik wird zur Herstellung von oralen Implantaten verwendet, vor allem Zirkoniumdioxid (ZrO2), denn es weist das Phänomen der Allotropie auf, das einen Mechanismus zur Zähigkeitserhöhung durch Phasenumwandlung ermöglicht. Dies führt zu verbesserten mechanischen Eigenschaften wie erhöhter Bruchfestigkeit und Zähigkeit5.
Heute ist Yttriumoxid stabilisiertes tetragonales Zirkoniumdioxid (Y-TZP) das Material der Wahl6. In Bezug auf Biegefestigkeit und Bruchzähigkeit hat sich Zirkoniumdioxid, egal welcher Generation, als herausragend gegenüber anderen Materialien erwiesen. Das niedrige Elastizitätsmodul, die geringe Affinität zu Plaque und die hohe Biokompatibilität sowie die weiße Farbe haben Zirkonoxidkeramik zu einer sehr attraktiven Alternative zu Titan in der Implantologie gemacht7-9. Nicht gelöst ist bislang das Problem der hydrothermalen Degradation, die auch als Alterung bezeichnet wird. Ob die hydrothermale Degradation jedoch tatsächlich eine signifikante klinische Relevanz in der Zahnmedizin zeigt, ist bislang nicht abschließend geklärt.
Die mechanischen und physikalischen Eigenschaften von Zirkonoxidimplantaten hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Die Zusammensetzung und die Art der Kristalle, der metastabilen polymorphen Struktur, dem Verhältnis der monoklinen zur tetragonalen Phase und dem Prozentsatz des stabilisierenden Metalloxids. Das Makro- und Mikrodesign des Implantats, die Art der Oberflächenbeschaffenheit und die Eigenschaften des Implantataufbaus und der Höhe der okklusalen Belastung spielen weiter eine zentrale Rolle.
Mit dem Neodent® Ceramic Implant sofort versorgen
Die Straumann GmbH führt im Herbst 2022 mit dem Neodent® Ceramic Implant System ein revolutionäres Keramikimplantat (Abb. 1) auf den deutschen Markt ein welches den direkten Vergleich mit modernen Titanimplantaten durchaus suchen kann. Durch sein modernes konisches Design erfüllt das Neodent® Ceramic Implant alle Voraussetzungen eines modernen Implantates. So ist es ist im oberen Teil parallelwandig und im unteren konisch. Hierdurch ermöglicht es hohe Drehmomente von 35 Ncm bis maximal 60 Ncm. Sein doppelt verdichtendes Trapezgewinde, mit einer äußere Gewindesteigung von 1,4 mm pro Gewindegang, zeigt darüber hinaus eine überdurchschnittliche Schneidekraft. Diese Eigenschaft prädestinieren das Neodent® Ceramic Implant für die Sofortimplantation. Die wahre Revolution des Implantates steckt jedoch in seiner Innenverbindung. Die ZiLock-Verbindung stellt eine gerade Innenverbindung dar mit je sechs Profilen und passenden Nuten. Es können somit hohe Drehmomente stressfrei auf das Implantat übertragen werden. Eine 6mm lange Titanschraube sichert die Verbindung zwischen Implantat und Sekundärteil. Darüber hinaus verbessert die lange Schraube die Leistungseigenschaften von Zirkonoxid, da es die Kraftverteilung entlang der Innenverbindung optimiert. Durch diese Innenverbindung eignet sich das Neodent® Ceramic Implant in hohem Masse für Sofortversorgungskonzepte.
Das Design ist seinem Herstellungsverfahren geschuldet. Im Gegensatz zu vielen anderen Implantaten wird das Neodent® Ceramic Implant im Pulverspritzgussverfahren gefertigt. Grundlage der Herstellung von keramischen Formteilen im Keramikspritzgussverfahren ist eine Arbeitsmasse (Feedstock), welche durch die Zugabe von organischen Bindesystemen entsteht. Diese Fertigung erlaubt Implantate mit den Durchmessern 3,75 und 4,3 in den jeweiligen Längen 10, 11,5 und 13 mm.
Fallstudie
Die Prävalenz für Sofortimplantation und Sofortversorgung veranlasste uns das Neodent® Ceramic Implant für unser Sofortbehandlungskonzept einzusetzen. Die hier vorgestellte Fallstudie beschreibt unser Vorgehen anhand eines nicht erhaltungswürdiger Zahnes 22.
Der Patient, männlich und anamnestisch unauffällig, stellt sich mit anhaltenden Beschwerden an Zahn 22 vor. Der klinische und radiologische Befund ergibt, dass der Zahn nicht erhaltungswürdig ist. In Absprache mit dem Patienten erfolgt der Entschluss zur implantologischen Sofortbehandlung.