#Sofortversorgung 12.08.2022

Sofortimplantation und Sofortbelastung eines Straumann® TLX Implantats in der Position des ersten Unterkiefermolaren – Follow-up nach 1 Jahr

Klinischer Fallbericht von Louwrens Swart, Südafrika

Der nachstehende Fallbericht beschreibt die erfolgreiche Sofortimplantation eines Straumann® TLX Implantats in der Position des ersten Unterkiefermolaren mit sofortiger funktioneller Versorgung und die Ergebnisse beim Follow-up nach 1 Jahr.

Ausgangslage

68-Jähriger Patient, Nichtraucher mit Diabetes mellitus Typ 2 (kontrolliert). Der Patient hatte sich in der Vorgeschichte mehreren Implantatbehandlungen mit positiven Ergebnissen unterzogen und stellte sich in unserer Praxis mit einem nicht erhaltungswürdigen Zahn 36 vor. Dieser sollte extrahiert und durch ein Dentalimplantat ersetzt werden. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wurden erörtert:

  1. Extraktion, Heilung und herkömmliche Implantation.
  2. Extraktion und Sofortimplantation mit herkömmlicher Einheilung und anschliessender prothetischer Versorgung. 
  3. Extraktion, Sofortimplantation und sofortige funktionelle Belastung des Implantats. 

In der Vorgeschichte hatte sich der Patient erfolgreichen Implantatbehandlungen unter Anwendung der One-Tooth-One-Time-Technik unterzogen. Bei dieser Technik wird die definitive Krone sofort nach dem implantatchirurgischen Verfahren hergestellt und in Okklusion und Funktion zu den Antagonisten eingesetzt. Aufgrund der systemischen Erkrankung des Patienten wurde für die Dauer der Heilungsphase eine funktionelle Sofortversorgung mit einer provisorischen Krone vorgeschlagen. Auf diese Weise wären wir vor Einleitung des prothetischen Verfahrens für die definitive Krone in der Lage sicherzustellen, dass keine durch die Erkrankung bedingte Beeinträchtigung der Weichgewebeheilung und -konditionierung vorliegt. Nach ausführlicher Beratung entschied sich der Patient für Lösung 3. Alle Parameter unterstützten die gewählte Behandlungsoption.

Behandlungsplanung

Eine sorgfältige intraorale Untersuchung und die Beurteilung der anatomischen Situation des Patienten mittels Panorama-Röntgenaufnahme und DVT (Abb. 01, 02 und 03) ergab ein hinreichendes interradikuläres Knochenangebot und die Behandlung wurde wie folgt geplant:

  • Minimaltraumatische Zahnextraktion
  • Sofortimplantation (Straumann® TLX, Ø 3,75 mm x 12 mm)
  • Intraoralscan
  • Konstruktion und Chairside-Fräsen der provisorischen Krone
  • Einsetzen der provisorischen Krone und funktionelle Sofortbelastung des Implantats
  • Nach erfolgreicher Osseointegration und Maturation des Weichgewebes Eingliederung der definitiven Krone.

Chirurgisches Verfahren

Das chirurgische Verfahren wurde unter Lokalbetäubung ausgeführt, die Standardprinzipien der sterilen Präparation vor chirurgischen Verfahren wurden befolgt. Um die Gingiva und die umliegenden Knochenwände weitestgehend zu erhalten, wurde eine minimaltraumatische Extraktion ohne Lappenpräparation gewählt, wobei die Zahnwurzeln in mehreren Richtungen durchtrennt wurden (Abb. 04). Zusätzliche Vorsichtsmassnahmen wurden getroffen, um keine Verletzungen zu verursachen, beispielsweise Verletzungen der Papille und umliegenden Weichgewebe durch den Absauger. Ein einfaches orthodontisches elastisches Gummiband wurde um die angrenzenden Zähne gelegt, um die Ränder der bukkalen und lingualen roten Zone abzugrenzen und zu erhalten.

Das solide interradikuläre Knochenvolumen (Abb. 05) und der adäquate Abstand zwischen den Wurzelspitzen ermöglichte eine mittige Osteotomie. Die Implantatbettpräparation begann mit dem Nadelbohrer (800 U/min), gefolgt von den Bohrern Ø 2,2 mm und Ø 2,8 mm (Abb. 06 bis 10). Anschliessend wurde das Implantat mit dem Handstück mit Ratsche und Drehmomentaufsatz und einem Insertionsdrehmoment von 50 Ncm in seine gewünschte endgültige Postion eingebracht (Abb. 11, 12 und 13). Die Extraktionsalveole wurde mit bovinem Knochenregenerationsmaterial aufgefüllt, mit einer a-PRF-Membran abgedeckt und mit Nahtmaterial verschlossen, um das eingebrachte Biomaterial sicher zu immobilisieren (Abb. 14, 15, 16 und 17).

Intraoperativ erhielt der Patient eine Antibiotikaprophylaxe mit Dexamethason 4 mg, in den ersten 5 Tagen nach dem implantatchirurgischen Verfahren erhielt er die übliche postoperative Versorgung mit Analgetika, Chlorhexidin-Mundspülung und Antibiotika.

Prothetisches Verfahren

Der Patient wurde an eine Praxis für zahnärztliche Prothetik überwiesen, wo die provisorische Sofortversorgung mithilfe eines digitalen Workflows hergestellt wurde. Dieser beinhaltete einen Intraoralscanner DW (IOS; TRIOS Pod, 3Shape, Kopenhagen, Dänemark) und die CADCAM-Herstellung mit Straumann CARES® Digital Solutions (Dental Wings, Montreal, Kanada). Die provisorische PMMA-Krone wurde gefräst und auf ein vorgefertigtes Titansekundärteil (Variobase®, Institut Straumann AG, Basel, Schweiz) zementiert (Abb. 18). Wenige Stunden später verliess der Patient die Praxis mit einem Sofortimplantat und einer funktionellen verschraubten provisorischen Krone (Abb. 19 und 20).

Der Patient reiste zum Neujahrsfest nach Taiwan. Seine Rückreise verzögerte sich aufgrund der ersten COVID-19-Restriktionen, so dass er erst einige Tage später zur Fortsetzung der Behandlung in unsere Praxis kam.

Nach seiner Rückkehr wurde das prothetische Verfahren für die definitive Krone eingeleitet. Hierfür wurde ein weiterer Intraoralscan durchgeführt, um die Gingivakonturen nach Abschluss der Heilungsphase abzubilden (Abb. 21 und 22). Eine monolithische Zirkondioxid-Krone wurde gefräst und auf eine Variobase® 5 mm x AH 6 mm zementiert. Die Versorgung wurde eingesetzt und die okklusalen und approximalen Kontaktpunkte wurden geprüft. Der Schraubenkanal wurde mit Teflonband und einem lichthärtenden Komposit verschlossen (Abb. 23).

Behandlungsergebnisse

Aus klinischer Sicht war eine Sofortimplantation und prothetische Sofortversorgung angezeigt. Die Gingivakonturen, der Gesundheitszustand der intraoralen Weichgewebe, das Knochenniveau während der Heilungsphase sowie die Aufnahmen nach Abschluss der Behandlung und beim Follow-up nach 1 Jahr bestätigten die Therapieentscheidung. (Abb. 24 bis 29)

Der Patient zeigte sich im Hinblick auf die Kaufunktion und das ästhetische Ergebnis sehr zufrieden. Da er zudem zeitlich sehr eingeschränkt war und mehrere Behandlungstermine schwierig gewesen wären, beurteilte er die Sofortimplantation mit provisorischer Sofortversorgung und lediglich einem weiteren Termin zur Eingliederung der definitiven Versorgung als deutlich wünschenswerte als seine vorherigen Implantatbehandlungen.


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