Bei der sogenannten 3D-Rekonstruktion oder Schalentechnik handelt es sich um eine besondere Form der autologen Knochenrekonstruktion. Mittels dünner kortikaler Knochenblöcke werden zunächst die Konturen des Alveolarkamms wieder hergestellt und anschließend die entstandenen Spalträume mit autologen Knochenspänen gefüllt8,10. Die Kurz- und Langzeitergebnisse nach Augmentation mit Hilfe der Schalentechnik zeigen nur geringe Komplikationsraten und ein stabiles Knochenlager auch nach 10jähriger Liegedauer6,9,16,18.
Neben der Verwendung der Schalentechnik gibt es auch die Möglichkeit, Resorptionsprozesse durch die Kombination aus Blocktransplantat mit Gesteuerter Geweberegeneration zu mindern4,19. Hierbei konnte bei Vollblocktransplantaten die Resorption zwischen Augmentation und Implantation auf 5,5-7,2% verringert werden1,4,19. 10 Jahre nach der Implantation zeigte sich eine absolute Stabilität des Ergebnisses mit nur 0,8% weiterer Resorption1. Ein Nachteil dieser Methode war aber die hohe Rate an Dehiszenzen von 9,5-27,2% und die Tatsache, dass das xenogene Knochenersatzmaterial nicht knöchern einheilte, sondern bindegewebig einge-schieden wurde4,19. Daher wurde die Methode von de Stavola & Tunkel dahingehend modifiziert, dass die Augmentation in der Schalentechnik durchgeführt wurde, was zu einer deutlichen Verringerung der Resorption führte5. Anschließend wurde bei der Implantation eine zusätzliche GBR mit xenogenem Knochenersatzmaterial und Kollagenmembran durchgeführt. Bei dieser „augmentatives Relining“ genannten Methode konnte gegenüber dem Volumen bei der Augmentation ein zusätzlicher Knochengewinn von 17% erreicht werden und es zeigte sich klinisch und radiologisch die Inkorporation des Biomaterials in den aufgebauten Knochen. Eine weitere Resorption des aufgebauten Knochens bis zur prothetischen Versorgung trat nicht auf.
Der Wunsch nach Vermeidung von Knochenentnahmen sowohl auf Patienten- als auch Behandlerseite ist groß, so dass die Mehrheit implantologisch tätiger Zahnärzte versucht, autologe Knochenentnahmen zu vermeiden. Ein weiterer, schwerwiegenderer Nachteil der autologen Knochentransplantation liegt in der Einschränkung der Menge des intraoral verfügbaren Knochens.
Allogene Knochentransplantate scheinen in der klinischen Anwendung dem autologen Knochentransplantat am nächsten zu kommen11. Allogene Vollblocktransplantate unterliegen aber vermutlich den gleichen Resorptionsprozessen wie autologe Vollblocktransplantate2-4,19,20. Die Komplikationsrate liegt zudem bei allogenen Vollblocktransplantaten höher als bei autologen Knochentransplantaten14. Dagegen konnte in einer Split-mouth-Fallserie gezeigt werden, dass die Verwendung von kortikalen allogenen Knochenplatten gleichwertige Ergebnisse in punkto Regeneration, Resorption und Komplikationsraten zeigt wie autologe Knochenplatten und somit das Problem des unzureichenden intraoralen Knochenangebots und der Entnahmemorbidität lösen könnte17.
Im vorliegenden Fallbericht wurde einer Patientin mit eingeschränkter Menge intraoral verfügbaren Knochens beidseitig im Unterkiefer eine vertikale Knochenaugmentation und zweizeitige Implantation mit augmentativem Relining durchgeführt. Hierbei wurde eine Kieferhälfte mit autologen, die andere Seite mit allogenen Knochenplatten versorgt. Es zeigte sich eine gleichwertige Heilung auf beiden Seiten ohne Komplikationen und nur geringer Resorptionsrate.
Fallbericht
Die 60 Jahre alte Patientin wurde im Mai 2019 zur Implantation mit Knochenaufbau überwiesen. Die allgemeine Anamnese wies keine Besonderheiten auf, die die Operationsfähigkeit einschränkten. Es zeigte sich eine beidseitige Freiendsituation im Unterkiefer bei Fehlen der Zähne 46-47 & 35-37 mit vertikalem Knochendefekt von ca. 5mm Höhenverlust. Es zeigte sich eine leichte Elongation der Oberkiefer Seitenzähne, welche nach Rücksprache mit dem prothetischen Überweiser durch Einschleifmaßnahmen korrigierbar waren (Abb. 1,2).