Etablierte Behandlungsmethoden sind die Gesteuerte Knochenregeneration (GBR) sowie die Transplantation autologer Knochenblöcke mit reproduzierbaren, vorhersagbaren Ergebnissen21. Die Verwendung patienteneigenen Gewebes gilt weiterhin als Goldstandard4,24.
Bei der sogenannten Schalentechnik handelt es sich um eine besondere Form der autologen Knochenrekonstruktion. Mittels dünner kortikaler Knochenplatten werden zunächst die Konturen des Alveolarkammes wieder hergestellt und anschließend die entstandenen Spalträume mit autologen Knochenspänen gefüllt12,13,15. Die mittlerweile seit über einem Jahrzehnt bekannte Technik liefert auch in Langzeituntersuchungen stabile Ergebnisse hinsichtlich der horizontalen und vertikalen Knochendimension nach Augmentation8,14,26,28.
Um die ursprünglich aufgebauten Strukturen zu erhalten und Resorptionen zu minimieren wurden auch Kombinationstechniken aus Knochenblocktransplantation und Gesteuerter Geweberegeneration (GTR) entwickelt6,30. Nach initialer postaugmentativer Resorption von 5,5-7,2%2,6,30 blieb 10 Jahre nach der Implantation das Ergebnis bei einer weiteren Resorption von nur 0,8% praktisch stabil2.
Besonders die hohe Dehiszenzquote von teils über 25% und die teils fehlende Osseointegration bei Verwendung xenogenen Knochenersatzmaterials (KEM)6,30 wurden kritisch bewertet und führten zur Weiterentwicklung und Optimierung des Verfahrens durch von de Stavola & Tunkel7,8.
Nach Augmentation mit der Schalentechnik mit schon niedrigen Resorptionsquoten wurde bei der anschließenden Implantation eine zusätzliche GBR mit xenogenem Knochenersatzmaterial und Kollagenmembran durchgeführt. Bei diesem „augmentativen Relining“ konnte ein weiterer Zugewinn an vollständig inkorporiertem Material erreicht werden, ohne dass es zu einer weiteren Resorption des Knochens bis zur Eingliederung des Zahnersatzes gekommen wäre7.
Minimalinvasive Behandlungskonzepte sind nicht nur patientenseitig gewünscht23, sondern stellen auch für den chirurgisch tätigen Behandler einen Vorteil hinsichtlich der Vermeidung von Komorbiditäten an der Entnahmestelle dar11,20. Auch das grundsätzlich durch patientenindividuelle anatomische Limitationen nicht immer gegebene Angebot an intraoral verfügbarem Knochen spricht für die Anwendung dieser Methode.
Statt xenogener Materialien sind daher allogene Spenderknochen gleichwertig1,16,18,22,32. Es fanden sich ähnliche Resorptionsraten der Knochenblöcke mit kortikalem und spongiösem Anteil4-6,30,31. Jedoch zeigten sich höhere Komplikationsraten bei allogenen Blöcken im Vergleich zu autologem Gewebe25. Bei Verwendung allogener kortikaler Knochenplatten für die Schalentechnik zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Integration, Resorption und Komplikationen gegenüber autologem Knochen27.
Ausgangslage:
Eine zum Erstvorstellungszeitpunkt 61-jährige Patientin stellte sich im Mai 2020 bei langjährigem Verlust der Molaren bds. und jüngst erfolgter Extraktion der Prämolaren rechts alio loco in unserer Praxis vor (Abb. 1). Als Zahnersatz wurde eine Teleskopprothese getragen, die durch die letzten Zahnentfernungen insuffizient wurde. Es bestand der Wunsch nach festsitzendem Zahnersatz.