#Ästhetik 09.01.2023

Mesialisierung der Seitensegmente mittels Gaumenimplantat

Ein klinischer Fallbericht von Sohar Flisfisch, Schweiz

Der folgende klinische Fallbericht beschreibt einen erfolgreichen Lückenschluss bei Nichtanlagen von 12 und 22 mit dem Straumann® Palatalimplant. Das Gaumenimplantat konnte als Ankerpunkt für die Mesialisierung beider Oberkieferseitenzahnsegmente verwendet werden und somit einen kieferothopädischen Lückenschluss ermöglichen.

Ausgangslage

Die zu diesem Zeitpunkt 43-jährige Patientin kam mit beweglichen persistierenden Oberkiefermilcheckzähnen nebst bleibenden Oberkiefereckzähnen an Position 12 und 22 aufgrund nicht angelegter seitlicher Schneidezähne in unsere Praxis (Abb. 1 - 6). Ihr war bewusst, dass der unmittelbar anstehende Verlust der Milcheckzähne zu kompromittierenden Lücken in der Oberkieferfront führen würde. Ihr Wunsch war es, den bevorstehenden Lückenschluss beidseits mit der bestehenden Dentition und gänzlich ohne prothetische Massnahmen zu generieren. Die Patientin hatte keine Vorerkrankungen, keine Allergien, nahm keine Medikamente und war Nichtraucherin. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt die Werte des PSI wie folgt: 2, 2, 2, 2, 2. Die Vorbehandlung der Gingivitis erfolgte zeitnah bei der Dentalhygienikerin. Nach Besprechung der Behandlungsalternativen kam für die Patientin nur der Lückenschluss durch Mesialisierung der Seitensegmente mit kleineren Modifikationen der Zahnformen durch Komposit und subtraktiver Umformung der bleibenden Eckzähne an Zweierposition in Frage. Um dieses Ziel zu erreichen, musste eine adäquate Verankerung zum Schutz der zentralen Inzisiven vor einer Retrusion gewählt werden. Nach Anfertigung eines DVTs konnte eine ausreichende Knochenquantität (6mm) im Gaumenbereich festgestellt werden, was die Insertion eines Straumann® Gaumenimplantats (4mm) ermöglichte (Abb. 7). Die OP konnte bei einem PSI von 0, 0, 0, 0, 0, 0 vorgenommen werden.

Behandlungsplanung

Vorbehandlung der Gingivitis, Insertion eines Straumann® Palatal Ø 4.1 mm, Länge 4mm zentral im Gaumen auf Höhe 4-er/ 5-er und gleichzeitige Extraktion von 53 und 63, Belastung des Implantats nach 2 Monaten Einheilung, Multibandapparatur, Finish mittels Komposit/ Subtraktionsumformung. 

Chirurgischer Eingriff

Nach erfolgter Lokalanästhesie palatinal rechts und links von der Implantationsregion und bukkal sowie palatinal von 53 und 63 wurde zunächst mit einer Parodontalsonde die Schleimhautdicke an der Implantationsregion gemessen (Abb. 8).

Mit der Mukosastanze und einem scharfen Löffel wurde die Gaumenschleimhaut etwas lateral der Mittellinie auf Höhe 4-er/5-er entfernt. Die Distanz von der knöchernen Basis bis zum Schleimhautrand wurde alsdann mit der Parodontalsonde erneut gemessen (Abb. 9). Dies diente zur Orientierung bei der Aufbereitung des Bohrstollens. Mit Rosenbohrern im Durchmesser von zunächst 1,4mm und dann 2,3mm wurde eine Ankörnung des Knochens bei 800 U/min unter Kühlung von steriler Kochsalzlösung vorgenommen, um den Formbohrer in eine stabile Position zu bringen.

Bei der Aufbereitung des Implantatbetts mit dem Formbohrer musste die zuvor ermittelte Schleimhautdicke berücksichtigt werden (Abb. 10). Mit der Tiefenlehre, die analog zum Implantat aufgebaut ist, konnte die Bohrtiefe kontrolliert werden (Abb. 11).

Es wurde ein Implantat im Durchmesser von 4.1mm und 4mm Länge mit der Handratsche eingebracht. Mit einem Löseschlüssel musste dann der Implantatträger vom eigentlichen Implantat gelöst werden. Daraufhin konnte die Einheilkappe eingeschraubt werden. Die Milcheckzähne 53 und 63 wurden abschliessend noch extrahiert. Die Extraktionsalveolen wurden der sekundären Wundheilung überlassen (Abb. 12).

Unmittelbar nach der OP wurde der Patientin eine 600mg Ibuprofentablette gegeben. Zusätzliche Schmerzmittel waren nicht von Nöten. Des Weiteren sollte die Patientin für die kommende Woche mit einem 0.2%igem Chlorhexidinpräparat 3-mal täglich für 2min spülen. Nach 2 Monaten Einheilzeit konnte das Implantat belastet werden (Abb. 13, 14).

Orthodontische Phase

Die aktive Behandlung mittels Multibandapparatur belief sich auf 2 Jahre (Abb. 15 - 17.4). Während dieser Zeit kam die Patientin alle 3 Monate zur professionellen Zahnreinigung.

Nach Abschluss der aktiven Phase wurde ein adhäsiv befestigter Retainer von 13-23 eingegliedert, wobei auf die Reinigbarkeit mit Interdentalbürstchen geachtet wurde. Die minimalen Restlücken zwischen 13/14 und 23/24 wurden mit Komposit verschlossen (Abb. 18, 19). Die Form der Frontzähne wurde ebenfalls mit etwas Komposit an 11 und 21 sowie geringen Subtraktionskorrekturen an 13 und 23 optimiert.

 

Explantation

Nach erfolgter lokaler Betäubung der Implantatregion wurde die Einheilkappe gelöst und ein Führungszylinder eingeschraubt (Abb. 20). Darüber wurde die Explantationsfräse geführt und unter Kühlung mit steriler Kochsalzlösung bis zum Anschlag versenkt. Mit leichten Hebelbewegungen konnte das Implantat daraufhin entfernt werden (Abb. 21). Ein resorbierbares Hämostyptikum wurde in die Wunde gelegt und mit einer Haltenaht fixiert (Abb. 22).

Die Patientin erhielt auch hier eine 600mg Ibuprofentablette unmittelbar nach dem Eingriff und sollte für eine Woche mit einer 0.2%igen Chlorhexidinlösung 3-mal täglich für 2min spülen. Die Wundheilung verlief komplikationslos.

Behandlungsergebnisse

Die Patientin war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es konnten alle vorgenommen Ziele erreicht werden (Abb. 23 - 25).

Testimonial

Durch diesen minimalinvasiven Eingriff konnte mit Hilfe eines Straumann® Gaumenimplantats ein beidseitiger Lückenschluss ohne grössere chirurgische oder prothetische Massnahmen erzielt werden und das Lächeln der sehr zufriedenen Patientin dadurch verbreitert werden (Abb. 26).

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