Straumann® Emdogain®

Behandlung von zwei benachbarten infraalveolären Defekten mit Straumann® Emdogain®

Ein klinischer Fallbericht von Martina Stefanini, Italien

In dem folgenden Fall konnten zwei benachbarte vertikale, nicht umschlossene tiefe Defekte im Unterkiefer mittels regenerativer Parodontalchirurgie mit Amelogeninen (Emdogain®) vollständig gefüllt werden. Überdies blieben die Ergebnisse langfristig stabil (6 Jahre), wie klinisch und radiologisch gezeigt wurde. Durch die regenerative Parodontalbehandlung änderte sich die Prognose des ersten Unterkiefermolaren bei einem jungen Patienten und liess sich eine Zahnextraktion mit anschliessender Implantatinsertion vermeiden. Die strenge Einhaltung von Kontrollterminen nach dem Eingriff war für den langfristig erfolgreichen Erhalt der regenerativen Ergebnisse von entscheidender Bedeutung.

Autor: Martina Stefanini

Dr. Martina Stefanini

Parodontologin und Forscherin (mit Prof. Giovanni Zucchelli an der Universität Bologna, Italien, derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin). Master II in Parodontologie von der Universität Siena (Italien). PhD in Medizinwissenschaften von der Universität Bologna. Lehrstuhlinhaberin im Postgraduiertenprogramm in Parodontologie an der San Raffaele Universität in Mailand, Italien, und beim Master II in Weichgewebemanagement an der Universität Bologna. Aktives Mitglied der italienischen Gesellschaft für Parodontologie. Wissenschaftliche Autorin und Referentin auf nationaler und internationaler Ebene.

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Ausgangslage

Bei einem systemisch gesunden 33 Jahre alten Patienten wurde eine lokal begrenzte aggressive Parodontitis diagnostiziert. Auf einer präoperativen Röntgenaufnahme (Abb. 1) wurde ein infraalveolärer Defekt auf der distalen Seite von Zahn 46 und auf der mesialen Seite von Zahn 45 festgestellt. Nach der Erstpräparation zeigte sich distal des Zahns 46 eine 10 mm tiefe residuale Parodontaltasche und mesial des Zahns 45 eine 7 mm tiefe Parodontaltasche (Abb. 2-3).

Behandlungsplanung

Nach der kausalen Therapie hielt der Patient einen guten Standard supragingivaler Plaquekontrolle aufrecht (FMPS und FMBS < 15 %), und es wurde ein regenerativer parodontalchirurgischer Eingriff mit Emdogain® geplant.

Chirurgisches Verfahren

Nach Lokalanästhesie wurde ein Mukoperiostlappen abgehoben, der sich distal von Regio 43 bis mesial nach Regio 47 erstreckte. Das suprakrestale Weichgewebe über den keilförmigen Defekten wurde mit der erweiterten Technik zur Papillenerhaltung zwischen Regio 47 und 46 und mit der vereinfachten Technik zur Papillenerhaltung zwischen Regio 45 und 44 erhalten (Abb. 4-5). Der Lappen wurde nach einem Split-Full-Split-Ansatz abgehoben. Die chirurgischen Papillen wurden als Spaltlappen, der mittlere Bereich des Lappens dagegen als Volllappen abpräpariert, bis die Knochendefekte vollständig freigelegt waren. Der linguale Lappen wurde zusammen mit dem suprakrestalen Weichgewebe im Interdentalbereich als Volllappen abgehoben. Auf die Lappenhebung folgte ein Debridement: Beide Knochendefekte wurden degranuliert und die Wurzeloberflächen mit Ultraschall und manuellen Instrumenten geglättet. Der infraalveoläre Defekt in Regio 46 wurde im koronalsten Anteil als zweiwandiger Defekt (fehlende vestibuläre Lamelle) eingestuft, welcher im apikalen Bereich in einen dreiwandigen Defekt überging. Der infraalveoläre Defekt in Regio 45 wurde im koronalsten Anteil als einwandiger Defekt eingestuft, während im apikalen Bereich ein dreiwandiger Defekt vorlag (Abb. 6-7). Die Wurzeloberflächen wurden 2 Minuten lang mit 24%igem EDTA-Gel konditioniert, um die bei der Wurzelglättung entstandene Schmierschicht (Smear Layer) zu entfernen. Nach dem Spülen mit Kochsalzlösung wurde Emdogain® auf die freiliegende Wurzeloberfläche und in die Defekte appliziert (Abb. 8-9). Die anatomischen Papillen zwischen Regio 43 und 44 und zwischen Regio 45 und 46 wurden deepithelisiert, und der bukkale Gewebelappen wurde nach koronal verschoben, um die chirurgischen Papillen mit Einzelknopfnähten am Bindegewebe der anatomischen Papillen zu vernähen. Das im Bereich der infraalveolären Defekte (Regio 44 – 45 und 46 – 47) erhaltene interdentale Weichgewebe wurde mit Einzelknopfnähten (Vicryl 6-0) primär vernäht (Abb. 10-11). Der Patient wurde angewiesen, den behandelten Bereich nicht zu putzen. Eine Plaquekontrolle wurde 15 Tage lang dreimal täglich mit 0,12%iger Chlorhexidin-Lösung durchgeführt. Zusammen mit einer entzündungshemmenden Therapie (Ibuprofen 600 mg zweimal täglich für 2 Tage und anschliessend nach Bedarf) wurde eine systemische Antibiotikatherapie (Amoxillin 1 g zweimal täglich für 7 Tage) verschrieben. Die Nähte wurden nach 15 Tagen entfernt (Abb. 12-13).

Endergebnis

Der Patient wurde in den ersten drei Monaten einmal pro Monat und danach im ersten Jahr alle drei Monate zum Recall einbestellt. Bei jedem Termin wurde bei Bedarf ein supragingivales Scaling durchgeführt und eine erneute Anleitung zur Mundhygiene gegeben. Nach einem Jahr zeigte die Röntgenaufnahme eine vollständige Defektfüllung ohne klinische Anzeichen einer Entzündung (keine Blutung nach Sondierung) und die residuale Taschentiefe betrug 4 mm distal von Zahn 46 und 3 mm mesial von Zahn 45 (Abb. 14-16). Der Patient wurde alle vier Monate für professionelle Mundhygienemassnahmen einbestellt, und nach sechs Jahren war das mit der regenerativen Chirurgie erzielte erfolgreiche Ergebnis gut erhalten: Die Röntgenaufnahme zeigte eine vollständige Defektfüllung und keine klinische Anzeichen einer Entzündung, und die Sondierungstiefe (PPD) betrug nicht mehr als 4 mm. (Abb. 17-19)