#Digital 30.03.2022

Zusatzangebot Aligner: modern, professionell, patientenfreundlich

Behandlungsfall mit dem ClearCorrect®-Alignersystem

Rund 60 Prozent der 18- bis 39-Jährigen in Deutschland haben eine Zahnfehlstellung [1] und es ist deutlich wahrzunehmen: Das Interesse von Patienten an der Möglichkeit ästhetischer Zahnfehlstellungen mit Hilfe von diskreten transparenten Alignern in der Zahnarztpraxis korrigieren zu lassen, steigt immer mehr an. Neben dem Einsatz von Alignern als Präventionsmaßnahme wurde bei einigen der Wunsch nach der Verbesserung ihres Erscheinungsbildes vor allem durch die Homeoffice-Situation verstärkt, in der sie sich in Onlinekonferenzen nun häufiger selbst betrachten – Stichwort „Zoom Effekt“ [2,3]. Wer als Zahnarzt ein grundsätzliches Interesse an der Kieferorthopädie mitbringt, kann mit dem Zusatzangebot Alignertherapie das Behandlungsspektrum seiner Zahnarztpraxis abrunden. Mit dem nachfolgenden Beitrag veranschaulicht die in Wiesbaden praktizierende Zahnärztin Svenja Wollitz M.D.Sc. anhand eines Behandlungsfalls mit dem ClearCorrect®-Alignersystem der Straumann Group, wie die Umsetzung in der vom Patienten gewohnten Umgebung verantwortungsvoll gelingt.

Grundsätzlich ist jeder Zahnarzt berechtigt, kassenrechtlich kieferorthopädisch zu behandeln. Wenn also ein grundsätzliches Interesse an kieferorthopädischen Therapien besteht, steht der praktischen Umsetzung wenig im Wege, da lediglich minimale Investitionen vorab getätigt werden müssen. Die Wahl fiel in unserer Praxis auf das ClearCorrect®-Alignersystem, weil die Therapie sehr strukturiert aufgebaut ist, was die Integration in den Praxisalltag enorm erleichtert. Behandler erhalten ein breites Unterstützungsangebot in der praktischen Umsetzung durch Einführungs- und Anwenderkurse:Dafür werden inzwischen 1-Tages-Kurse im Online- wie auch im Präsenzformat angeboten, in denen praxisnah erklärt wird, wie die Patientenauswahl gelingt und was es beim Einstieg zu beachten gilt (Informationen: www.clear-correct.de/veranstaltungen). Hilfestellung bei konkreten Fallplanungen zum Beispiel in der Anfangsphase oder bei komplizierteren Fällen erhält man durch Experten vom Treatment Planning Service, die eine exakte 3D-Fallplanung erstellen. Außerdem kann ein Clinical Advisor der Straumann Group zur Besprechung von Behandlungsplänen zu Rate gezogen werden. Dabei ist wichtig: Sowohl die Falldiagnose als auch die Behandlungsentscheidungen unterliegen während der gesamten Therapie allein dem Behandler und die beauftragten Techniker richten sich nach diesen Vorgaben. Die Planungssoftware ClearPilot® ermöglicht es, den Vorschlag zu prüfen und zu genehmigen.

Patienten schätzen Behandlung „aus einer Hand“

Heute, zwei Jahre nach der Einführung des Zusatzangebotes mit Alignern, korrigieren wir vor allem moderate Zahnengstände in Klasse-I-Verzahnung und Deckbisse. Patienten mit rotierten Zähnen, gekippten Molaren oder zum Überstellen eines Kreuzbisses sowie kieferorthopädische Behandlungsfälle und kieferorthopädische Maßnahmen in der Wachstumsphase werden wie zuvor auch an die Fachpraxis für Kieferorthopädie überwiesen. Von der Erweiterung des Behandlungsangebots durch die Alignertherapie profitieren Behandler wie Patienten gleichermaßen: So kann die zahnmedizinische Versorgung ebenso wie kleine Zahnkorrekturen als präprothetische Maßnahme und die Therapie leichter bis moderater Fehlstellungen in der gewohnten Umgebung der Praxis durchgeführt werden. Das schätzen Patienten sehr, weil es komfortabel und zeitsparend ist und ihnen auch eine angenehme Sicherheit gibt. Auch für Behandler ist es hilfreich, wenn sie Patienten therapeutisch weiter im Blick behalten können. Ausgelagerte Behandlungsschritte, wie zum Beispiel die Ausformung der Unterkieferfront beim Kieferorthopäden, können mitunter zeitlich schwer zu kalkulieren sein, während man in der Praxis bereits die Veneers für den Oberkiefer plant.

Die Patientenaufklärung ist erfahrungsgemäß besonders wichtig, um eine gute Mitarbeit zu erreichen – die Aligner müssen schließlich 22 Stunden pro Tag getragen werden. Inkludiert sollten hier unter anderem ausführliche Erläuterungen zu so genannten Engagers sein, spezielle Attachments zur Unterstützung der Alignertherapie, und außerdem Hinweise zur Notwendigkeit von approximalen Schmelzreduktionen, um einen maximalen Behandlungserfolg zu erreichen. In den Fällen, in denen Zahnengstände aufzulösen sind, erfolgt ein Zahnsubstanzabtrag von bis zu 0,3 Millimetern an den im Behandlungsplan vorgegebenen Zähnen. Gerade in der Anfangsphase empfiehlt es sich, die Schieblehre innerhalb des Systems, mit der der Substanzabtrag nachkontrolliert werden kann, einzusetzen.

ClearCorrect® ist unauffällig und damit diskret zu tragen (Abb.1). Die Aligner bestehen aus dem neuen dreischichtigen Multi-Layer ClearQuartz® Material, das über eine hohe Retention verfügt und nicht verfärbt. Da die glatte, gerade verlaufende Trimline anders als bei anderen Alignern über den Gingivarand hinaus verläuft, erhöht sich der Tragekomfort beim Patienten. Dadurch entstehen auch höhere Abzugskräfte, wodurch sich in der Regel die Zahl der Attachments im Vergleich zu ähnlichen Therapien reduziert.4 Darüber hinaus gewöhnt sich die Zunge rasch an die Schiene, so dass das Sprechen schnell wie gewohnt klingt. Da die Aligner herausnehmbar sind, müssen sich Patienten in ihren Essgewohnheiten oder Zahnpflegemaßnahmen nicht umstellen. Die einzelnen Schienen werden in der Regel nach 14 Tagen gewechselt, dadurch werden Veränderungen schnell deutlich, was viele Patienten zusätzlich motiviert. Inzwischen ist es für technikaffine Patienten auch möglich, via Dental Monitoring-App eine zusätzliche Remote-Verlaufskontrolle aufzubauen. Anhand von aktuellen Fotos des Zahnstatus, die der Patient von sich selbst erstellt, erkennt das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierte System, wann der nächste Alignerwechsel erfolgen kann.

Aligner in der Anwendung – der Patientenfall

Der folgende Behandlungsfall beschreibt die Korrektur des Bisses einer 22 Jahre alten Patientin, die mit diesem Wunsch in der Praxis vorstellig wurde. Im Nebenbefund zeigte sich eine muskuläre CMD-Problematik sowie eine in engmaschigen Abständen auftretende Migräne – bereits über Jahre hinweg. Abb. 2 bis 4 zeigen die Ausgangssituation des Bisses der Patientin aus unterschiedlichen Perspektiven. Nachdem das Behandlungsziel gemeinsam bestimmt wurde, erfolgte eine ausführliche Aufklärung des Behandlungsablaufs mit anschließender Abformung beider Kiefer zur Erstellung der digitalen Planungsmodelle. Dabei ist zu erwähnen, dass das Aligner-System beide Wege anbietet: Es kann sowohl mit dem konventionellen Weg über Oberkiefer- und Unterkieferabformungen genutzt werden als auch mit Intraoralscannern. Im vorliegenden Fall wurden die im Eigenlabor digitalisierten Daten ins webbasierte Doktorportal hochgeladen.

Die 3D-Fallplanung, die via Planungssoftware ClearPilot schrittweise nachvollziehbar ist, erfolgte nach der Übermittlung der Daten an das ClearCorrect®-Doktorportal durch das Planungsteam. Für den gesamten Behandlungszeitraum von sechs Monaten setzten die Experten im Fall dieser Patientin zwölf individuell gefertigte Schienen mit Unterstützung von acht Attachtments an, um die gewünschte Korrektur zu erreichen. Nach der sorgfältigen Kontrolle der geplanten Behandlungsschritte wurde die Therapie durch die behandelnde Zahnärztin final freigegeben. Nach der Bestellung wurden die Aligner individuell hergestellt und der Patientin in der Praxis mit Trage-Anweisungen ausgehändigt. Die Patientin wechselte alle 14 Tage auf die nächste Schiene. In Kontrollwoche 4 (entspricht dem Einsatz von Schiene 3) wurden acht unterstützende Engagers an den Zähnen 13, 31, 32, 33, 35 sowie an 41, 42 und 43 aufgebracht. Diese werden meist beim Wechsel zu Schiene 3 aufgebracht, damit der Patient etwas Zeit hat, sich an die Aligner zu gewöhnen. Eine Schmelzreduktion war im vorliegenden Fall nicht notwendig.

Die Behandlung konnte wie geplant nach einem halben Jahr abgeschlossen werden und die Patientin erhielt einen Retainer für den Ober- und einen für den Unterkiefer, um das Ergebnis langfristig zu sichern. In den Fällen, in denen ein zusätzliches Refinement durch den Behandler erforderlich ist, gibt die Unlimited-Preisoption von ClearCorrect® größtmögliche Sicherheit, denn so können auch unerwartete Kosten auf ein Minimum reduziert werden. Die Option deckt eine Aligner- und Retainer-Pauschale für fünf Jahre ab und ist nicht nur für umfassende Behandlungen und langfristige Retention, sondern auch für Behandler zu empfehlen, die in der Aligner-Therapie noch unerfahren sind und sich sukzessive herantasten. Mit den beiden weiteren Tarifen One und Flex bietet der Hersteller auch alternative Preisoptionen an.

Die Abbildungen 5 bis 8 dokumentieren das Endergebnis der Therapie aus verschiedenen Perspektiven sowie im Vorher-Nachher-Vergleich. Erfreulicherweise war die Patientin mit der ästhetischen Korrektur nicht nur sehr zufrieden, die Behandlung hatte bei ihr weitere positive Effekte: Die CMD-assoziierten Beschwerden gingen zurück und die regelmäßigen Migräneattacken verschwanden. Die Abbildungen 9a bis 9c stellen in der Darstellung der Planungssoftware ClearPilot noch einmal die Ausgangssituation und das Endergebnis der Therapie aus verschiedenen Perspektiven zum direkten Vergleich gegenüber.

Fazit für die Praxis

Die Aufnahme des ClearCorrect®-Alignersystems in das Behandlungsspektrum der Allgemeinen Zahnarztpraxis bietet viele Pluspunkte und gelingt unkompliziert, weil von Praxisseite aus kaum Investitionen nötig sind und strukturierte Fortbildungen den benötigten fachlichen Background liefern. Auch erste Fallplanungen oder jene kompliziertere Fälle werden auf Wunsch durch Experten unterstützt. Dabei ist auch keine spezielle Software-Installation notwendig, sondern das Doktorportal und die Planungssoftware funktionieren webbasiert mit üblichen Browsern. Abformungen können konventionell oder per Intraoralscanner gemacht werden und als .stl-Datei hochgeladen werden. Diese Flexibilität erleichtert den Einstieg in die Alignertherapie mit ClearCorrect® zusätzlich. Deshalb eignet er sich eindeutig auch für junge Kolleginnen und Kollegen bereits mit der Praxisgründung und ist sehr zu empfehlen.

Und auch Patienten profitieren vom Zusatzangebot in der Praxis: Sie schätzen es meist sehr, dass sie bei kleineren und mittleren Zahnkorrekturen wie Engständen oder Vorbehandlungen im Rahmen von prothetischen Versorgungen weiterhin im vertrauten Umfeld der Praxis behandelt werden können. Die daraus resultierende Zufriedenheit stärkt auch die weitere Beziehung zwischen Behandler und Patient. So kommt es nicht selten vor, dass ein Patient nach der Korrektur einer Zahnfehlstellung weitere ästhetische Behandlungen wünscht und sich zum Beispiel an die Alignertherapie ein Bleaching anschließt.

Tipps zur Dokumentation des Aufklärungsgesprächs

  • Angaben personalisieren und unterzeichnen lassen
  • Vorgesehene Behandlungsdauer aufführen inklusive Hinweis, dass dieser geschätzte Zeitraum überschritten und neue Abformungen nötig werden können (Stichwort Refinement)
  • Vorgesehene Komposit-Attachments (auch Engager genannt) für schwierige Zahnbewegung (Anzahl & Zähne) in den Aufklärungsbogen aufnehmen
  • Darauf hinweisen, dass eine Zahnschmelzreduktion (ASR) nötig sein kann, um Platz für Zahnbewegungen zu schaffen (Anzahl und Zahnzwischenräume) und dass Überempfindlichkeiten der Zähne sowie Schmerzempfindlichkeit des Mundraums, insbesondere mit dem Wechsel der Aligner-Schienen, möglich sind
  • Hinweis zur Tragedauer (22 Stunden/Tag)
  • Erklärung mit einfließen lassen, dass über die oben genannten Besonderheiten aufgeklärt wurde sowie die eigentliche Einverständniserklärung und Kostenvereinbarung gelesen und verstanden wurde

ClearCorrect® hat Geschichte

Der Zahnarzt Dr. Willis Pumphrey (USA) gründete im Jahr 2006 ClearCorrect zur Korrektur von Zahnfehlstellungen mit Hilfe transparenter Schienen. 2017 übernahm die Schweizer Straumann Group das Unternehmen. Heute werden die transparenten ClearCorrect®-Aligner in Deutschland hergestellt. Sie bestehen aus dem bruchfesten innovativen Multilayer-Material ClearQuartz®, das zudem besonders unempfindlich gegenüber Verfärbungen ist. Aufgrund der Transparenz lassen sich die Schienen unauffällig tragen, was Patienten sehr schätzen. Da sie herausnehmbar sind, bestehen keine Einschränkung hinsichtlich Essgewohnheiten oder Zahnpflege.

Literatur:

  1. Bock JJ, Czarnota J, Hirsch C, Fuhrmann R. Orthodontic treatment need in a representative adult cohort. J Orofac Orthop. 2011 Nov;72(6):421-33. English, German. doi: 10.1007/s00056-011-0047-y. PMID: 22124507. 
  2. Thawanyarat K, Francis S, Kim T, Arquette C, Morrison S, Nazerali R. The Zoom Effect: A Google Trends Analysis. Aesthet Surg J. 2022 Jan 1;42(1):NP76-NP82. doi: 10.1093/asj/sjab347. PMID: 34581762; PMCID: PMC8513406. 
  3. Pikoos TD, Buzwell S, Sharp G, Rossell SL. The Zoom Effect: Exploring the Impact of Video Calling on Appearance Dissatisfaction and Interest in Aesthetic Treatment During the COVID-19 Pandemic. Aesthet Surg J. 2021 Nov 12;41(12):NP2066-NP2075. doi: 10.1093/asj/sjab257. PMID: 34146086. 
  4. Cowley DP, Mah J, O’Toole B. The effect of gingival-margin design on the retention of thermoformed aligners. J of Clin Orthodontics: JCO 11/2012; 46(11):697-702.